Dienstag, 23. Dezember 2014

Frohe Weihnachten

Außergewöhnliches Wetter inspiriert zu außergewöhnlichen Weihnachtskarten (ja, die Fotos habe ich alle am 23. Dezember gemacht):


Ich wünsche allen hier ein friedliches, buntes, frohes Fest mit lieben Menschen!

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Die Glorifizierung der Ganztagsschule

Aus einer „Entgeltlichen Einschaltung der BMBF“ - wenn ich so was lese, stellt es mir alle Haare auf:
Was uns die ganztägige Schule bringt:
Mehr Flexibilität im Job. Ja, stimmt. Ganztägige Schule (egal in welcher Form) macht es (v.a. für Mütter) einfacher, Beruf und Familie zu vereinbaren.

Mehr Erfolg. Das ist eine äußerst unklare Aussage – mehr Erfolg für wen? Für Väter gilt es wohl nur in geringem Ausmaß, denn sie setzen ihre berufliche Karriere meist trotz Kind(ern) unbeschadet fort. Dann gilt es wohl für Mütter. Doch auch hier fallen mir spontan einige Einschränkungen ein: Mütter mit mehreren Kinder und Alleinerziehende findet man selten in „Karrierejobs“. Da kommt dann nämlich im Einstellungsgespräch die „Killerfrage“: Und wer kümmert sich um die Kinder, wenn sie krank sind? Daran ändert die Ganztagsschule gar nichts. Und ob es jetzt mehr Erfolg ist, wenn die Mutter den ganzen Tag bei Lidl kassiert?

Mehr Zeit füreinander. Wie soll das gehen? Mehr Zeit kann es wohl nicht sein, eventuell ist es „qualitätsvollere Zeit“, wenn sich die Eltern nicht um den „Schulkram“ kümmern müssen. Von der Dauer ist sicher weniger Zeit, und vielleicht bleibt vom Familienleben nur Aufstehen, Frühstücken, in die Schule bringen und am Abend das Ganze in die Gegenrichtung.

Mehr Förderung der Talente.
Warum denn? Nur weil die Kinder länger in der Schule sind? Nur weil im Fall der verschränkten Ganztagsschule der Unterricht auf Vormittag und Nachmittag aufgeteilt wird? Wieso sollen da die Talente besser gefördert werden?

Mehr Spaß. Kann sein oder auch nicht. Ob Kinder an der Ganztagsschule mehr Spaß haben als zuhause wird von vielen Faktoren abhängen: Gibt es mehrere Kinder in der Familie? Wie gut ist die (Nachmittags)Betreuung in der Schule? Wie wird der Nachmittag in der Familie gestaltet? Nicht zuletzt spielt auch der individuelle Charakter der Kinder eine Rolle, denn nicht jedes Kind möchte den ganzen Nachmittag mit anderen Kinder verbringen. Und womöglich noch in Gesellschaft seiner LehrerInnen ;-). Was in der Ganztagsschule auf jeden Fall auf der Strecke bleibt: Dass das Kind lernt, seine (Frei)Zeit selbstständig zu gestalten.

Ich stelle mir da die Frage, wessen Bedürfnisse bei der Glorifizierung der Gesamtschule im Mittelpunkt stehen. Auch wenn man es uns immer so verkaufen will, dass die Familie das Wichtigste sind, kommt es mir so vor, als ob auch die Wirtschaft hier massive Vorteile hat – nämliche viele, viele verfügbare ArbeiterInnen. Und viele zukünftige, „gleichgeschaltete, wenige individualistische“ zukünftige ArbeiterInnen.

PS: Interessant finde ich auch das verwendete Foto: Eine – natürlich zufrieden strahlende – Mutter mit entsprechendem Sohn. Stimmt: Väter haben ja mit den Kindern und der Schule nix zu tun. Die machen ja Karriere.

PPS: In Österreich ist die verschränkte Ganztagsschulen ein Minderheitenprogramm – nur 5% der 6 -14 jährigen besuchen eine derartige Schule, in manchen Bundesländern gibt es für die AHS-Unterstufe keine einzige derartige Schule. Vgl dazu: http://derstandard.at/1376535042570/Verschraenkte-Ganztagsschule-ist-Minderheitenprogramm

Sonntag, 30. November 2014

Aus dem Leben eines Flüchtlingskindes: Nuri und der Geschichtenteppich


Nuri musste mit ihren Eltern aus Bagdad flüchten. Nun lebt sie seit kurzem in Deutschland und schreibt ihrer Tante, die in Bagdad zurückgeblieben ist, regelmäßig Briefe. Nuri erzählt, dass es in Deutschland kalt ist und viel regnet, dass das Brot ganz anders ist und dass die Datteln so teuer sind, dass sie sich keine leisten können. Nuri erzählt auch von der Mutter, die oft weint, von der Schule, dass die anderen Kinder ihrer Klasse sie ärgern, beschimpfen, schlagen, dass niemand neben ihr sitzen will.
Aber Nuri erzählt auch von ihrem Geschichtenteppich. Diesen bunten Teppich hat ihr Vater Nuri geschenkt und wenn sie ganz still draufsitzt, erzählt der Teppich ihr eine Geschichte. Mit Hilfe dieser fantasievollen und lustigen Geschichte schafft es Nuri, in Deutschland Fuß zu fassen und letztendlich wird sie auch in ihrer Klasse anerkannt.

Nuri und der Geschichtenteppich ist ein empfehlenswertes Buch, das ohne Sentimentalität, ohne auf die Tränendrüsen zu drücken vom Leben eines entwurzelten Kindes erzählt. Auch die Illustrationen sind sehr schön, bunt und witzig. Das Buch eignet sich ungefähr für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren, es regt zum Fragen und Nachdenken an, ohne zu schockieren.

PS: Nuri und der Geschichtenteppich ist auch ein „therapeutisches Buch“, denn es zeigt, wie man seine persönlichen und kulturellen Ressourcen aktivieren kann, um eine Schwierigkeit zu überwinden.

Andrea Karimé und Annette von Bodecker-Büttner: Nuri und der Geschichtenteppich, ISBN-13: 987-3-85452-889-0

Freitag, 28. November 2014

Kleider machen Lehrer

Unlängst habe ich einen Artikel über eine Schweizer Schule gelesen (s.u.), in der die LehrerInnen gemeinsam mit einem externen Berater einen verbindlichen Dresscode für die LehrerInnen entwickelt haben.
Damit  haben sie nicht ganz unrecht - ich selbst hatte vor einigen Wochen das Vergnügen, längere Zeit vor einem Konferenzzimmer zu warten und konnte so die modischen Vorlieben der LehrerInnen studieren. Was ich gesehen habe? Ich würde mal sagen, eine große Bandbreite an mehr oder weniger passenden Outfits...
Ich habe dann auch meinen 14jährigen Sohn befragt (er ist ja jeden Tag mindestens 6 Stunden dort) und er meinte: "Naja, ein kurzes enges Kleid ist wohl nicht so passend, wenn man unterrichtet. Und einige Lehrerinnen haben immer so kurze Röcke an ... das ist auch irgendwie komisch."

Also ist der Dresscode vielleicht gar keine soooo schlechte Idee (obwohl ich persönlich nicht verstehe, warum Lehrer keine T-Shirts mit Aufdruck tragen sollen - so lang nicht "I hate school" draufsteht...)

Der "Dresscode für LehrerInnen"

Mittwoch, 26. November 2014

Schreiben mit der Hand? Wie ging das?!



Das geht nicht am Computer ;-)

Keine Frage, im Alltag wird das Schreiben mit der Hand immer seltener gebraucht. Es ist anzunehmen, dass dadurch etwas verloren geht. Denn wenn wir etwas mit der Hand schreiben, "muss es quasi durch unseren Körper", es muss durch unser Hirn, durch unsere Finger, damit es am Papier sichtbar Form annehmen kann.
Das so Geschriebene ist so gut wie überall verfügbar, und es ist ohne technische Hilfsmittel lesbar (es sei denn, eine Lesebrille zählt als Hilfsmittel.)
Das Schreiben auf einer Tastatur funktioniert anders, da ja unsere Finger nicht direkt die Buchstaben und Wörter formen... Und was "elektronisch" geschrieben wird, ist eben nicht ohne Hilfsmittel verfügbar (es sei dann, man druckt es aus). Dafür kann es leicht vervielfältigt und verbreitet werden - per Knopfdruck in die ganze Welt. Auch übersetzen lassen kann man Texte, die man getipppt hat, in Sekundenschnelle.
Was besser ist? Keine Ahnung, das wird sich zeigen, oder auch nicht. Vielleicht ist Schreiben am Computer ja einfach nur anders. Für die heutige Generation ist es ja auch völlig normal, ihr Tagebuch zu tippen - was mir schwerfallen würde.
Ich persönlich werde mir das "mit der Hand schreiben" nicht ganz abgewöhnen lassen, denn ich bin ein Fan von schönen Stiften, Tinte, Feder und anderen Schreibutensilien ;-).

Link zu einem Artikel aus "Die Presse"

Dienstag, 18. November 2014

Die traute Familie

Da schreibt Regine Schneider in ihrem Buch "Die kleinen Bosse. Wenn der Nachwuchs die Führung übernimmt" mehrmals, dass Konflikte zum Familienleben gehören, und dass sich Mütter kein schlechtes Gewissen einreden lassen sollen, wenn in ihrer Familie nicht immer alles glatt läuft.
Und dann dieser Satz aus dem Leben einer Familie, wo beide Eltern arbeiten: "Und wenn sich abends alle wieder treffen, berichtet jeder von den Abenteuern, die er allein am Tag gemeistert hat - die Kinder, die Mütter und die Väter." (S. 138)
Herzlich willkommen in der trauten Familie!
Keine Frage, es gibt Tage, wo alles glatt läuft und tatsächlich am Abend alle zufrieden und glücklich um den Tisch sitzen und ihre Erlebnisse austauschen. Genauso wie in der Werbung ;-). Es gibt aber auch die anderen Tage, wo alle müde und grantig sind und das gemeinsame Essen entweder ausfällt oder wo das Gespräch zum Streit ausartet.
Ich wage zu behaupten, dass es beide Varianten sowohl bei berufstätigen Mütter als auch bei "Vollzeitmüttern" gibt. Berufstätigkeit der Mutter als Allheilmittel gegen jeglichen Konflikt hinzustellen, ist Blödsinn. Und ständig zu weiderholen, wie wichtig die Berufstätigkeit der Mutter für die Kinder ist, erzeugt nur einen anderen "Muttermythos", der nicht weniger schädlich ist als der Mythos von der "umsorgenden Vollzeitmutter".
Wieso ist es so schwer zu verstehen, dass es keine Standardlösung gibt, sondern dass jede/r die Aufgabe hat, seinen/ ihren eigenen Weg zu finden?

Montag, 17. November 2014

„Die kleinen Bosse. Wenn der Nachwuchs die Führung übernimmt.“ von Regine Schneider


Absolut verzichtbar, dieses Buch!
Um dem Titel gerecht zu werden, erzählt es viele Episoden, in welchen immer schlimme und „böse“ Kinder im Mittelpunkt stehen: Die Kinder sind trotzig, bockig, frech, unordentlich, undankbar, „ungezügelt“, „unerziehbar“, biestig, verschlagen – ganz einfach SCHLIMM UND BÖSE.

Nun habe ich in meinem Leben mit Kindern viele ähnliche Situationen erlebt und will gar nicht bestreiten, dass alles, was die Autorin geschildert hat, wahr ist. (Und es ist gut, wenn man das als Kontrastprogramm zu den vielen Vorzeigefamilien mal schreibt).

Aber es ist nicht die ganze Wahrheit: Neben den vielen anstrengenden Augenblicke gibt es nämlich viele schöne, freudige, erfüllende Augenblicke. Und diese werden mit keinem einzigen Wort erwähnt.

Ideen, wie man mit den „bösen Kindern“ umgehen könnte, hat die Autorin keine. Außer dem Rat, dass alle Frauen berufstätig sein sollen. Was dann naturgemäß dazuführt, dass sie sich nicht mit den „bockigen“ Kindern auseinandersetzen müssen. An der grundlegenden Situation ändert es gar nichts.

Das ist nämlich der zweite rote Faden des Buches: „Vollmuttis“ schaden ihren Kindern und daher müssen alle Mütter arbeiten gehen. Ich bin die letzte, die einer Mutter ein schlechtes Gewissen macht, weil sie trotz Kindern arbeiten geht, aber ich mache auch den „Vollzeitmüttern“ kein schlechtes Gewissen. Die Autorin tut es und spielt die beiden Gruppe gnadenlos gegeneinander aus. (Die „Vollmuttis“ sind übrigens immer ungepflegt und pummelig und verwöhnen ihre Kinder maßlos.)

Einzig sinnvoll ist die Aussage, dass nur eine „zufriedene und glückliche Mutter ihre Familie zufrieden und glücklich machen kann.“ Doch dass dieser Zustand auf verschiedenen Wegen erreicht werden kann, soweit denkt die Autorin nicht. Sie setzt ständig "berufstätige Mutter" mit "glücklicher Familie" gleich.

Manche Kinder brüllen tatsächlich nur 5 Minuten, wenn sie in Fremdbetreuung gegeben werden, und andere weinen den ganzen Tag, manche Väter helfen im Haushalt und andere nicht, manche Mütter bekommen trotz Kindern wieder einen guten Job und andere nicht, manche Mütter sind ohne Job froh und glücklich und andere nicht. Wieso kann man nicht jeder Frau, jedem Mann, jedem Kind seinen eigenen Weg lassen? Menschen sind verschieden, wieso sollen sie nach dem gleichen Rezept glücklich werden?

Freitag, 14. November 2014

Armut in Österreich

Ende Oktober 2014 hat die Statistik Austria die aktuellen Daten zur Armut(sgefährdung) in Österreich veröffentlicht. Demnach galten im Jahr 2013 in unserem Land 1.572.000 Menschen oder 18,8% der Bevölkerung als arm bzw. armutsgfährdet (auf der Grundlage von 3 Indikatoren z.B. einem Einkommensgrenzwert von 1.104 Euro pro Monat für Alleinlebende, plus 331 Euro pro Monat für jedes Kind unter 14 Jahren und 552 Euro pro Monat für jeden weiteren Erwachsenen.)
In der EU waren es unvorstellbare 120 Mio. Menschen. EU-Ziel ist es, diese Zahl bis 2020 um 20 Mio. zu verringern. Was wohl bedeutet, dass 100 Mio. Menschen weiterhin arm bleiben werden.

Schaut man sich die Zahlen für Österreich näher an, fällt auf:
* Ein-Eltern-Haushalte haben ein Armutsrisiko von 40% (Der Durchschnitt in der Bevölkerung liegt bei 19%).
* 18% aller Kinder unter 19 Jahren sind armutsgefährdet.
* Familien mit 3 oder mehr Kindern haben eine erhöhte Armutsgefährdung.
* Man sieht auch, dass Frauen (im Alter) häufiger armutsgefährdet sind als gleichaltrige Männer. Das erscheint mir ganz logisch: Denn immer noch sind es fast ausschließlich Frauen, die bei Babys und Kleinkindern zuhause bleiben. Und in Folge sind es die Frauen, die keinen Job mehr bekommen, weil sie 1, 2,3 oder mehr Kinder haben. Und letztendlich sind es auch die Mütter, die bei einer Scheidung „auf die Nase fallen“ - und mit einer niedrigen Pension dastehen.

Vor diesem Hintergrund wäre ein Müttereinkommen sicher eine gute Idee, denn die Anrechnung von Zeiten der Kinderbetreuung zur Pension ist sicher zu wenig.

nachzulesen unter: www.statistik.at/web_de/presse/079201

Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe (A.J. Betts)

Zac und Mia treffen einander im Krankenhaus, auf der Onkologie. Beide wurden von ihrer Krankheit aus ihrem normalen Teenagerleben gerissen und beide suchen nach einem Weg, irgendwie mit der Krankheit zurecht zu kommen.

Ob es Liebe ist, was sie verbindet? Auf jeden Fall ist es nicht kitschig und nicht sentimental.
Ein Buch vom Geben und Nehmen und von der Schwierigkeit, jung und krank zu sein.
Happy end? So wie im richtigen Leben – ungewiss.

Donnerstag, 13. November 2014

Beim Leben meiner Schwester

Ein unglaublicher trauriger Film um eine Familie mit einem Kind, das an einer seltenen Form von Leukämie leidet. Um dieses Kind zu retten, entschließen sich die Eltern, ein weiteres Kind zu bekommen – und zwar ein Kind, das in der Retorte gezeugt wurde und als optimaler Knochenmarkspender „dienen“ soll.
Doch als Anne ihrer Schwester eine Niere spenden soll, weigert sich die Elfjährige und nimmt sich sogar einen Anwalt, um ihr Recht auf medizinische Selbstbestimmung durchzusetzen.
Vor Gericht klärt sich das Drama auf – und es war für mich sehr berührend zu sehen, wie sehr Geschwister zusammenhalten, notfalls auch gegen die eigenen Eltern.
So bleibt der Film zwar traurig, ist aber nicht hoffnungslos, denn zeigt, dass es eine Kraft gibt, die über den Tod hinausgeht, und zeigt, wieweit Geschwisterliebe tragen kann.

Dienstag, 11. November 2014

Hochbegabter 14jähriger an der Uni - na und?

Ein 14jähriger beginnt ein Chemiestudium. Na und? Wieso kann man ihn nicht einfach in Ruhe lassen? 
Ich finde ja vor allem die Kommentare interessant, deshalb hier einige sinngemäß: „Selbst wenn er glücklich ist, hat er keine unbeschwerte Kindheit.“ Was ist denn das für eine blöde Aussage? Wie anmaßend ist es, sich aus der Ferne ein Urteil über das Seelenleben eines anderen Menschen zu erlauben? Und noch dazu dessen Empfindungen anzuzweifeln? Was ist denn eine unbeschwerte Kindheit wenn nicht eine "glückliche Kindheit"?

Und dann kommen – wie das Amen im Gebet – Aussagen wie diese: „Sie sind ja nur neidisch, weil Sie selbst/ Ihre Kinder nicht hochbegabt sind.“ Hat sich denn immer noch nicht herumgesprochen, dass Hochbegabung das Leben nicht automatisch einfacher macht?

Krass fand ich auch: „Das sollte nicht erlaubt, man sollte erst mit 17 Jahren studieren dürfen – denn wie kommen sich dann die anderen Studenten vor, wenn sie von einem 14jährigen überholt werden?“ Ist schon schlimm, wenn die anderen besser sind! Muss man mal aushalten lernen.


Dass dieser junge Mann ein anderes Studentenleben führen wird als seine Kommilitonen, ist klar. Aber er hat auch bis jetzt ein anderes Leben geführt als andere Kinder, und sein weiterer Lebensweg wird mit großer Wahrscheinlichkeit vom „normalen“ abweichen. Na und? Bei Sportlern, Musikern und anderen Künstlern ist das genau so. Und da regt sich keiner auf.



Freitag, 7. November 2014

"Vogelstraußpolitik" - uns betrifft es eh nicht mehr...

Es liegt auf der Hand, dass der Klimawandel Folgen haben wird - und wenn man den wissenschaftlichen Untersuchungen traut, dann dürften diese Folgen unangenehm werden. Z.B. ist vorherzusehen, dass Knappheit an Nahrungsmitteln zu politischen Unruhen führen wird.

Aber anscheinend denken viele Erwachsene heute:  "Mich betrifft es eh nicht mehr. Bis die Menschheit die Folgen ernsthaft zu spüren bekommen, bin ich längst tot." Tolle Einstellung - hinter mir die Sintflut.

Ich persönlich wünsche mir, dass auch meine Kinder (und ihre Kinder und ihre Kinder...) in einer lebenswerten Welt leben können! Darum würde ich mich freuen, wenn  jede/r überlegt, was er/sie zum Klimaschutz beitragen könnte. Ich weiß, es sind nur winzige Tröpfchen - machen sollte man es trotzdem. Schon allein dewegen, damit man später seinen Kindern und Enkelkindern nicht gestehen muss, dass man NICHTS GETAN hat.

Zwei Links zum Nachlesen, leider schlechte Nachrichten:
Klimawandel gefaehrlich oder harmlos?
Klimapolitik der USA

Im Gymnasium sind Kinder, die da nicht hingehören und andere plakative Aussagen


Hin- und Hergerissen wurde ich beim Lesen des Artikels «In Schweizer Gymnasien sind Kinder, die dort nicht hingehören» der Intelligenzforscherin Elsbeth Stern.
Schon den Titel ist plakativ und reißerisch, aber sowohl in der Schweiz, wie auch in Österreich und Deutschland wird es so sein, dass „sozial gut gestellte Eltern“ alles daran setzen, ihre Kinder ins Gymnasium zu schicken und diese Kinder durch Gymnasium zu bringen. Ob das sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen, aber die Eltern werden wohl mit dem Gymnasium „bessere Chancen im (Berufs-) Leben“ verbinden.
Auf der anderen Seite werden Kinder „sozial schwacher Eltern“ seltener das Gymnasium besuchen, obwohl sie dazu geeignet wären. Hier geht viel Potential verloren, und junge Menschen werden um ihre Chancen und Möglichkeiten gebracht.

Im weiteren Verlauf fallen weitere plakative Aussagen:

* „Ein bisschen Frühenglisch bringt nichts.“ JA, sehe ich auch so. So viel ich weiß, gibt es keine einzige Studie die einen positiven Zusammenhang zwischen Englischkursen für Kleinkinder und den späteren Englischnoten/ Kenntnissen gefunden hat.
Ballett, Musikunterricht, Babyschwimmen und was da sonst noch alles angeboten wird, sollte aber nicht unter dem Aspekt der Frühförderung betrieben werden (also mit dem Hintergedanken, dass es das Kind später leichter hat) sondern aus Freude an der Sache und als Bereicherung.

* „Ein Drittel der Kinder im Gymnasium lag unter dem IQ von 112,6.“ Und das wäre laut Stern schlecht. Da kann ich nur sagen: Aha. Wieso denn gerade 112,6? Weil die 20% der besten Ergebnisse in IQ-Tests über diesem Wert liegen. Aus einem Grund, den ich nicht nachvollziehen kann, sollen laut Stern nur 20% der Kinder aufs Gymnasium.

* Oder zum Einfluss der Gene auf die Intelligenz: „Bei der Vererbung werden die «Karten» immer wieder von Generation zu Generation neu gemischt. So können hochintelligente Eltern durchschnittlich intelligente Kinder haben und hochbegabte Kinder aus Familien kommen, in denen bisher niemand durch übermäßige geistige Gaben aufgefallen ist. Eine gute soziale Herkunft bedeutet nicht automatisch, dass man Intelligenz mitbringt.“
Stimmt – (hoch)begabte Kinder können in jedes soziale Milieu hineingeboren werden. Aber: Da sich Intelligenz auch nicht unabhängig von der Umwelt entwickelt, haben Kinder mit „guter sozialer Herkunft“ bessere Chancen, ihre angeborene Intelligenz bestmöglich zu entwickeln. Begabung braucht Förderung und Forderung, um in (Best-)Leistungen umgesetzt zu werden. Dass hier noch viele Versäumnisse passieren, ist klar.

* „Und hochbegabt sind auch nur 2%.“ Ja. Na und?

* „Man kann zum Beispiel auch Gedächtnis­weltmeister für Zahlen werden und sich auf Zuruf 100 Zahlen merken. Dafür gibt es Tricks mit Bildern: Die 1 ist ein Stock, die 7 ein Zwerg, die 0 ein Ei. Danach setzt man sich die Zahlen und Bilder zusammen. Dafür braucht es viel Zeit und Training. Wer dies macht, ist dadurch aber nicht automatisch gut auch im ­Vokabellernen.“ 
Behauptet ja keiner. Außerdem gibt es genug (Hoch-)Begabte, die nicht gut Kopfrechnen können, sich Vokabel schlecht merken und auch keine Gedächtniskünstler sind.
Oder soll das heißen, dass man zwischen Intelligenz und Training unterscheiden muss? Dann hat Stern recht – jedoch: Ohne Übung, ohne Training verkümmert die Intelligenz. (Hoch-)Begabung heißt daher nicht, dass man NICHT üben muss!

* „Die Schüler sollten die Zeit dort (gemeint ist: in der Grundschule) intensiv nutzen und nicht verplempern. Schule ist zum Lernen da und nicht zum Herumhängen.“
Ja. Nein. Naja. Natürlich sollte die Zeit in der Schule primär zum Lernen genützt werden – doch sieht Lernen nicht immer wie lernen aus. Auch zeichnen, Sport, Musik, soziales Lernen müssen Platz in der Schule haben, selbst wenn sie von manchen Menschen für ineffektiv gehalten werden. Laut Stern bringt Naturwissenschaft an den Grundschulen „anstatt die Kinder schwarze Löcher mit Knete basteln oder Pirat spielen zu lassen.“ Nicht unbedingt. Da nicht alle Kinder gleich sind, kommt es auf die richtige Mischung an, dann wird für jedes Kind etwas Interessantes und Forderndes dabei sein.

* „Der Inhalt und die Vermittlung von Wissen ist das Wesentliche.“ 
NEIN! Denn wenn das so wäre, könnten wir ja den Frontalunterricht wieder einführen und den SchülerInnen das Wissen quasi wieder eintrichtern. Oder noch besser: Wir setzen sie vor einen Computer, der diese Aufgabe übernimmt.
Für mich ist das Wichtigste: Selber denken lernen, damit man mit dem gelernten Wissen auch was anfangen kann und es später selbstständig erweitern kann.

Und hier noch der Link für alle die, die es nachlesen wollen: http://www.tagesanzeiger.ch/leben/bildung/In-Schweizer-Gymnasien-sind-Kinder-die-dort-nicht-hingehoeren/story/16462778

Mittwoch, 5. November 2014

"Running man" - Jugendbuch



Letzte Woche habe ich das Buch „Running man“ von Michael Gerard Bauer gelesen, das dürfte das erste Buch eines australischen Autors gewesen sein, das ich gelesen habe.

Obwohl es mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde (Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2008; nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2008; auf der Liste der ›Besten 7 Bücher für junge Leser‹ ), hat es mir nicht besonders gefallen. Die Personen und die Handlungen waren mir zu plakativ, zu platt, zu eindimensional und die Handlung war für mich von den ersten Seiten an vorhersehbar. Auch wenn es ein Kinder- oder eher ein Jugendbuch sein soll, muss man ja nicht alles dermaßen vereinfachen und derart eindimensional machen. Für mich verliert das Buch dadurch an Glaubwürdigkeit … aber das liegt vielleicht daran, dass ich erwachsen bin.


Trotzdem hat es sich gelohnt, das Buch zu lesen – es hat mich nämlich zu diesem Bild inspiriert.

Montag, 3. November 2014

Die Studenten von heute … sind die Entscheidungsträger von morgen

Natürlich soll und darf man kein pauschales Urteil über eine ganze Gruppe fällen. Trotzdem sind die Ergebnisse einer bislang unveröffentlichten Studie, die letztes Jahr von der Deutschen Bundesregierung beauftragt wurde, ernüchternd:
Bei den befragten Studenten hat „Sich schöne Dinge leisten zu können“ massiv an Wichtigkeit gewonnen. Im Jahr 1995 stimmten 31% zu, 2013 waren es 73%. Parallel dazu sank das politische Interesse, d.h. das Klischee von den politisch mehr oder weniger weit links engagierten Studenten ist Geschichte. Nur 45% der heutigen Studenten interessieren sich stark oder sehr stark für Politik. Auch die Grünen, die „seinerseits“ hoch in der Gunst der Studenten standen, haben ihre Pole-Position eingebüßt. Bedenkt man, dass das politische Interesse oft im Laufe des Lebens abnimmt, bleibt wenig übrig...

Irgendwie macht es Angst, hier sehr selbstbezogene Menschen heranwachsen zu sehen (natürlich sind nicht alle so, aber viele) – denn die Studenten von heute werden morgen die Entscheidungen treffen. Wenn berufliches Weiterkommen und materieller Erfolg die einzigen Ziele sind, dürfte wenig Zeit für Engagement für andere und Solidarität mit den Schwächeren bleiben.

Andererseits ist es nicht verwunderlich, dass die jungen Menschen so sind wie sie sind: Sie wachsen in einer konsumorientierten (konsumgeilen) Gesellschaft auf und seit einigen Jahren haben sich auch Schul- und Hochschulsystem dem Diktat der Wirtschaft gebeugt: Ausgebildet wird so, dass es der Wirtschaft nützt. Zum Denken bleibt keine Zeit. Kritische Stimmen sind eh nicht erwünscht.
Aber: Visionen und Lösungen für eine bessere Welt dürfen wir von den so erzogenen Menschen leider nicht erwarten.

PS: Irgendwie macht es mir Angst, dass es wohl die heutigen Studenten sein müssen, die im Klimawandel die „Trendumkehr“ herbeiführen müssen. Ob das zu schaffen ist, wenn jede/r nur auf sich schaut?

PPS: Hier gibt es einen  Auszug aus der Studie; wer Spiegel liest, erfährt mehr.

Sonntag, 2. November 2014

Generation Y


Die Augustausgabe von Psychologie Heute resümiert zwei Bücher (s.u.) über die Generation Y. Damit sind die Menschen gemeint, die nach 1980 bzw. 1985 geboren wurden, also mit allen „Segnungen“ der modernen (digitalen) Technik aufgewachsen sind. Warum sie Generation Y heißen? Y wir als Why? ausgesprochen und bedeutet dann „warum?“ - das verweist auf das kritische Hinterfragen, das für diese Generation typisch sein soll. (Habe ich selber noch nicht beobachtet...) Die Generation davor heißt übrigens Generation X, alle ab 1999 Geborenen Generation Z.

Obwohl die Fortschritte – allem voran die Gleichberechtigung der Frau bzw. die vielfältigen Möglichkeiten, die Frauen heute haben, aber auch die Wichtigkeit von Familie und Freizeit – durchaus gewürdigt werden, kommt die Autorin zu folgendem Schluss: „Sie gehen, wenn es ihnen nicht passt. Sie kämpfen nicht, weil sie dazu keine Lust haben. Sie wollen Spaß, was sich die andern wünschen, ist egal. Eine Grundhaltung, die womöglich nicht nur auf die Arbeitswelt begrenzt ist, sondern auch im Privatleben ausgelebt wird. Dieser Gedanke drängt sich mir zumindest immer wieder beim Lesen auf – und lässt mich frösteln.“

Diese Grundeinstellung lässt auch mich frösteln, wenn nicht sogar schlimmer … Denn für mich klingt das ziemlich egoistisch: „Hauptsache, mir passt es. Alle anderen und alles andere ist mir egal. Und wenn das wem nicht passt, kann er/sie ja gehen.“

Ohne hier jemanden beleidigen zu wollen, klingt das für mich sehr nach der Weltsicht eines Kleinkindes: Kleine Kinder sehen sich als Mittelpunkt ihrer Welt und sie stinkesauer, wenn die anderen da nicht mitmachen. Beleidigt sein und Wutanfall kommen zur Verteidigung der kindlichen Weltsicht zum Einsatz. Nur galt es bislang als Entwicklungsaufgabe, diese Weltsicht zugunsten einer anderen, „erwachsenen“ Weltsicht aufzugeben. Wobei sich die reifere Weltsicht dadurch auszeichnete, dass sie auf anderen Menschen Rücksicht nehmen kann, Frustrationen aushalten kann und zugunsten langfristiger Ziele auf kurzfristige „Annehmlichkeiten“ verzichten kann.

Sollte das nun nicht mehr gelten?



PS: Philosophischer gesehen stellt sich die Frage, inwieweit individuelles Glück machbar ist, ohne sich als Teil einer größeren Gruppe zu verstehen. Oder zugespitzter formuliert: Kann man glücklich sein, wenn rundherum die Welt in Brüche geht?



Kerstin Bund: Glück schlägt Geld. Generation Y: Was wir wirklich wollen. Murmann, Hamburg, 2014.

Ursula Kosser: Ohne uns. Die Generation Y und ihre Absage an das Leistungsdenken. DuMont, Köln, 2014.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Aushalten können

Kinder haben und Kinder erziehen hat viel mit „Aushalten können“ zu tun. In Zeitschriften, auf Webseiten und in Blogs liest man immer wieder – und immer häufiger – von den sogenannten „Helikopter-Eltern“. Damit sind jene Eltern gemeint (in der Praxis sind es wohl meistens die Mütter), die ständig um ihre Kinder „herumschwirren“, um sie beobachten, beaufsichtigen und erziehen zu können.

Dahinter steckt oft die Befürchtung, dass den Kindern „etwas passieren könnte“. Und so überwachen und kommentieren die Eltern jeden Schritt, den das Kind beim Klettern am Spielplatz macht, sitzen hellwach am Rand der Sandkiste, um sofort eingreifen zu können, wenn ihrem Kind die Schaufel streitig gemacht wird, stellen andere Eltern zur Rede, deren Kinder ein Schimpfwort in Richtung des eigenen Kindes brüllen...

Natürlich braucht jedes Kind Schutz und die helfende Nähe eines Erwachsenen, aber kein Kind braucht eine „Schutzhülle“, die es vor allen Reibereien und Schwierigkeiten des Lebens schützt. Nur in der Konfrontation mit Herausforderungen wachsen Kinder zu selbstbewussten und selbstständigen Erwachsenen heran. Die Aufgabe der Eltern ist es nicht, diese Herausforderungen an Stelle der Kinder zu bewältigen oder sie aus dem Weg zu räumen, sondern das eigene Kind zu beobachten und zu begleiten – und zu entscheiden, welche Herausforderung dem Kind zugemutet werden kann.

Ein Kind erziehen bedeutet auch: Aushalten können, dass das eigene Kind nicht immer der Gewinner ist, aushalten können, dass es physische und seelische Schrammen gibt.
Und Abwägen, ob ein Eingreifen der Eltern notwendig und sinnvoll ist, bevor man sich als „Racheengel“ auf andere Eltern, Kinder, Lehrer oder Kindergärtner stürzt.

Montag, 27. Oktober 2014

Der Herbst ist da...



Und sämtliche Hobbygärtner und Gärtnerinnen stürzen sich voller Elan in den Endspurt: Rechen und Besen in allen Formen und Größen werden herausgeholt und es wird geschnitten, gemäht, gehäkselt, gekehrt, was das Zeug hält. Die besonders Ambitionierten (oder sind es jene, die nicht wissen, wofür sie ihr Geld sonst noch ausgeben könnten?) werfen ihre Laubsauger an und rücken damit jedem heruntergefallenen Blättchen zu Leibe.

Auch wenn der Garten gerne als „erweitertes Wohnzimmer“ bezeichnet wird, finde ich das übertrieben. Natürlich braucht jeder Garten Pflege, aber Garten ist Natur und soll es auch bleiben. Und dazu gehört ein bisschen „Unordnung“, ja sogar „Schmutz“ und „Moder“. Und Garten soll nicht nur uns Menschen „Wohnraum“ bieten, sondern Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen sein.

Wer alle Blätter einsaugt und entsorgt, entsorgt damit auch unzählige Kleinstlebewesen, die das biologische Gleichgewicht aufrechterhalten – und nimmt dem Igel den Blätterhaufen, in dem er Winterschlaf halten muss.
Wir Menschen verlieren nichts, wenn wir der Natur auch ein bisschen Platz lassen, im Gegenteil: Wir gewinnen an Vielfalt und Lebendigkeit, an Verbundenheit und „Verwurzeltsein“.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Auf Bäume klettern...

Vor einigen Tagen kamen wir beim Spazierengehen an einem wunderbaren Kletterbaum vorbei. Meine jüngste Tochter musste natürlich hinaufklettern, eh klar. Als sie gerade im Wipfel hängte, kam unten ein älteres Ehepaar vorbei. Die beiden folgten meinem Blick und als sie das Kind oben im Baum entdeckten, breitete sich ein herzliches Lächeln auf ihren Gesichtern aus.

Ganz offensichtlich erinnerten sie sich, wie sie selbst einmal auf Bäume geklettert waren oder wie sie ihren Kindern beim Klettern geholfen hatten.

Und was wird bei unseren Kinder mal dieses „selige“ Lächeln ins Gesicht zaubern? Wenn sie ihre Enkel beobachten, wie sie die neue App aufs Handy laden?!

Montag, 20. Oktober 2014

Wozu brauch´ ich das?

Was ich persönlich in der Debatte um eine Veränderung, möglicherweise sogar eine Verbesserung des Schulsystems vermisse, ist die Diskussion darüber, was denn Bildung eigentlich ist oder sein soll.

Dass Schule nicht nur der reinen Wissensvermittlung dienen soll, wird ja oft genug angeführt, Stichwort: „man muss nur wissen, wo man was findet“. Immer wieder ist auch von der Vermittlung sogenannter „sozialer Kompetenzen“ die Rede, wie z.B. Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Flexibilität, gutes Benehmen – wobei hier meist die „Nützlichkeit für die Arbeitswelt“ im Vordergrund steht.
Auch die Art der Aufgabenstellung bei der Zentralmatura geht in diese Richtung: Das Gelernte soll angewendet werden, und das Ganze soll eindeutig bewertbar und messbar sein.

Natürlich hat sich jede/r von uns während seiner/ ihrer Schulzeit tausendmal gefragt „wozu werde ich das später jemals brauchen?“ und vieles haben wir tatsächlich nie wieder gebraucht (außer bei Trivial Pursuit, der Millionenshow und Quizduell).

Und doch: Kann/ soll/ darf Schule „nur“ die Vorbereitung auf das Erwerbsleben sein? Oder hat Bildung nicht auch einen anderen Auftrag? Nämlich: Selbstständig werden, selbstständig denken lernen, sich in andere Lebenswelten versetzen und einfühlen können, das Nachvollziehen von Argumentationen? Und hat Schule nicht doch (noch) den Auftrag, einen gewissen „Grundstock“ an Wissen und Kultur zu vermitteln? Schließlich ist die Gesellschaft, in der wir leben, das Ergebnis einer langen Geschichte... und die Kenntnis dieser Geschichte hilft uns, die Gesellschaft zu verstehen, in der wir leben.
Die Lehrpläne, die sich an der Zentralmatura orientieren müssen, lassen dafür jedoch z.T. nur wenig Raum: Da z.B. Literatur bei der Zentralmatura kaum eine Rolle spielt (hier lassen sich nur schwer eindeutige Kriterien zur Punktevergabe erstellen), ist zu befürchten, dass Literatur bald aus den Schulen verschwinden wird, und zwar sowohl aus dem Deutsch – als auch aus dem Fremdsprachenunterricht.
Damit wird aber vielen Kinder der Zugang zu literarischen Werken erschwert, wenn nicht sogar verstellt – denn welche Eltern haben Zeit und Lust, mit ihren Kinder zuhause Faust oder Shakespeare zu lesen? Nebenbei bemerkt: Das ist nicht Aufgabe der Eltern, sondern der Schule.
Und wen trifft es am meisten? Die Kinder aus bildungsfernen Schichten.

Stellungnahme der IG Autoren

Samstag, 18. Oktober 2014

Unser Glaube an die "ausgleichende Gerechtigkeit" - Hochbegabung und soziale Defizite

Und schon wieder: Im Spiegel Online lese ich einen Artikel über hochbegabte Erwachsene – und natürlich sind sie sozial „voll daneben“ und zu „blöd“, um Smalltalk zu machen.
Das nächste Mal schreie ich!!!


Wieso muss dieses Klischee vom „hochbegabten aber sozial inkompetenten Menschen“ immer und immer wieder gebracht werden? Ist es Neid? Die Idee, dass man nicht alles haben kann und nicht alles können kann? Denken dann die LeserInnen: „So toll sind die Hochbegabten auch nicht! Bin ich froh, dass ich nicht so bin!“

Einer meiner Kollegen (Götz Müller) hat diese Argumentationslinie – Hochbegabte haben immer irgendwo Defizite – das Waserwaage-Prinzip genannt. Anscheinend steckt die unbewusste Annahme dahinter, dass jedem Menschen nur die gleiche Menge an „positiven Eigenschaften“ zur Verfügung steht. Und wenn da schon alles für Intelligenz aufgebraucht ist, bleibt halt fürs Soziale nichts übrig. So wird unser Glaube an eine „ausgleichende Gerechtigkeit“ aufrecht erhalten.



Doch leider gibt es keine Beweise, dass die Natur des Menschen tatsächlich nach dem Prinzip der Wasserwaage funktioniert (dann dürften schöne Menschen ja auch nicht klug sein...):



Natürlich gibt es hochbegabte Menschen (Kinder und Erwachsene), die Probleme im Umgang mit anderen Menschen haben. So wie es auch normal begabte Menschen (Kinder und Erwachsene) gibt, die Probleme im Umgang mit anderen Menschen haben.

Bei Hochbegabten kommt sicher noch dazu, dass sie vieles schneller verstehen, und daher weder Bedürfnis noch Interesse nach langen Erklärungen und Diskussionen haben. Ich persönlich werde auch ganz kribbelig, wenn Halbwahrheiten im Brustton der Überzeugung verkündet werden und unklar argumentiert wird...

Auch mit ihrem Bedürfnis nach präzisem (sprachlichen) Ausdruck stoßen Hochbegabte manchmal auf Unverständnis. Dazu kommen oft ausgeprägte Spezialinteressen, für die sich nur schwer Gesprächspartner finden lassen...



Aber – und das wurde schon in zahlreichen Studie belegt: Die allgemeine Behauptung, dass alle Hochbegabten sozial inkompetent sind, ist und bleibt schlichtweg falsch!



Donnerstag, 16. Oktober 2014

Wer möchte heutzutage Lehrer werden?

Ich wusste schon, dass es nicht unbedingt die Jahrgangsbesten sind, die Lehrer werden wollen, denn als Lehrer hat man wenig Aufstiegschancen und die Verdienstmöglichkeiten sind auch nicht so toll. So studieren „die (leistungsmäßig) Besten“ lieber Jus, Wirtschaft, Medizin.
Eine neue Studie aus Deutschland fördert weitere Details über die zukünftigen Lehrer ans Licht: Zukünftige Maturanten wurden zu ihren Berufswünschen und Persönlichkeitsmerkmalen befragt. Interessant ist, was die jungen Menschen sagten, die später Lehrer werden wollen:
  • Nur 13 Prozent meinten, sie könnten sich gut durchsetzen.
  • Knapp 16 Prozent schreiben sich ein hohes Selbstvertrauen zu.
  • Und nur jeder vierte glaubt, er könne andere gut motivieren.

Da frage ich mich, wieso diese Jugendlichen Lehrer werden wollen. Denn es wirkt nicht so, als ob sie besonders geeignet für den Lehrberuf seien...
Da sind doch Schwierigkeiten schon vorprogrammiert, wenn die Mehrheit überzeugt ist, sich nicht gut durchsetzen zu können und kein besonders ausgeprägtes Selbstbewusstsein zu haben. Das werden doch genau jene Lehrer, die „mit den Kindern nicht fertig werden“, die bald selbst demotiviert sind, weil sie nicht ernst genommen werden, die keinen Draht zu den Schülern finden, weil sie sich von ihnen immer latent „bedroht“ fühlen.
Entweder diese Lehrer schalten ab und machen nur mehr „Minimal-Unterricht“ - oder sie werden aus ihrer eigenen Unsicherheit extrem streng und pedantisch. Zwei Szenarien, die ich keinem Schüler wünsche!

Inzwischen sollte sich – zumindest in den pädagogischen Fachkreisen – herumgesprochen haben, dass die Qualität des Unterrichts sehr von der Persönlichkeit des Lehrers abhängt. Folglich sollten bei einer Verbesserung des Schulsystems die Lehrer unterstützt werden – und wir sollten dafür sorgen, dass nur jene Menschen auf die Kinder „losgelassen“ werden, die dafür wirklich geeignet sind. So könnte viel seelisches Leid bei Schülern und Lehrern verhindert werden!

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Zurück an den Herd...

Vor einigen Tagen habe ich folgenden Text als Bild auf facebook veröffentlicht:

„Der Feminismus ist unsere Erfindung aus zwei Gründen: Vorher zahlte nur die Hälfte der Bevölkerung Steuern, jetzt alle weil die Frauen arbeiten gehen. Außerdem wurde die Familie zerstört und wir haben mehr Macht über die Kinder erhalten. Sie sind unter unsere Kontrolle gekommen mit unseren Medien und bekommen unsere Botschaft eingetrichtert, stehen nicht mehr unter dem Einfluss der intakten Familie. In dem wir die Frauen gegen die Männer aufhetzen und die Partnerschaft und die Gemeinschaft der Familie zerstören, haben wir eine kaputte Gesellschaft aus Egoisten geschaffen, die arbeiten (für die angebliche Karriere), konsumieren (Mode, Schönheit, Marken), dadurch unsere Sklaven sind und es dann auch noch gut finden.“ (Nicholas Rockefeller)

Da es meines Wissens keinen Nicholas Rockefeller gibt/ gab, kann es das so auch nicht gesagt haben. Angeblich stammt das „Zitat“ aus einer Verschwörungstheorie, laut welcher der CIA den Feminismus ins Leben gerufen hätte, um die Familie zu zerstören. Trotz unklarer Herkunft ist aber in Körnchen Wahrheit dran...

Ich bin natürlich nicht dafür, dass wir die Rechte und Möglichkeiten, die Frauen heute offenstehen, aufgeben. Und ich bin nicht der Meinung, dass es falsch war, für diese Rechte und Möglichkeiten zu kämpfen.
Aber trotzdem kann man es nicht leugnen, dass sich dadurch in der Gesellschaft insgesamt vieles geändert hat. Natürlich sind Kinder heute anderen Einflüssen ausgesetzt als früher, als sie noch den ganzen Tag bzw. den ganzen Nachmittag zuhause in den Familien verbracht haben. In Schule und Hort wird eben nicht nur Wissen, sondern auch Lebenseinstellung vermittelt, dort werden Kinder nicht nur unterrichtet sondern auch erzogen. Und die Werte, die so vermittelt werden, stimmen nicht immer mit den Werten überein, die in den einzelnen Familien wichtig sind.
Natürlich haben Eltern die Möglichkeit, hier gegenzusteuern, aber ihr Einfluss ist trotzdem ein anderer als früher.

Auch wahr: Eine Familie mit einer berufstätigen Mutter „funktioniert“ anders als eine Familie mit einer „Hausfrauen-Mutter“. (Und die funktioniert wieder anders als eine Familie mit einem „Hausmann-Vater“).
Ob das nun besser oder schlechter ist, muss jede/r im Einzelfall selbst entscheiden.
Der Gedanke zum Konsum ist auch nicht von der Hand zu weisen – beide Eltern gehen arbeiten, damit man sich das Haus, das größere Auto, den tolleren Urlaub leisten kann.

Für mich ist die entscheidende Frage: Was macht wirklich glücklich? Und das soll man tun. Egal, ob Mann oder Frau.

Dienstag, 7. Oktober 2014

Das große und das kleine Pfüh



Dieses Buch zeigt auf amüsante Weise, was passiert, wenn wir glauben, dass wir irgendetwas (in diesem Fall ein Pfüh) brauchen, um glücklich zu sein – und zwar nur, weil uns irgendjemand (im Buch der Dögel) gesagt hat, dass wir es UNBEDINGT brauchen. Wir rennen dann blöd in der Welt herum, suchen an allen möglichen und unmöglichen Orten, nerven jeden, der uns begegnet mit unseren Fragen. Und am Ende bleibt uns nichts übrig, als wieder nach Hause zu kommen. Die böse Bemerkung des Dögel „Pfühs sind unsichtbar“ trifft uns nicht mehr – denn wenn wir wieder „zuhause“ sind, fällt uns auf, dass das Pfüh doch wohl nur dort sein kann, wo wir glücklich und zufrieden sind.



Ein Leseerlebnis für Kinder und Erwachsene, mit witzigen, bunten Bildern und noch dazu aus Österreich!


Montag, 6. Oktober 2014

Meine Waldeule




Endlich ist sie fertig, meine Waldeule. Entstanden ist sie aus Fundstücken vom letzten Spaziergang auf den Harzberg. Und wacht nun über unsere Haustür.

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Eltern und Lehrer: Schwierige Kommunikation


Ich kann gut nachvollziehen, dass die Erwartungen der Eltern an die Schule gestiegen sind. Und ich finde es gut, wenn Eltern sich kritisch anschauen, was in der Schule passiert und versuchen, ihre Rechte bzw. die Rechte ihres Kindes einzufordern  und sich "nicht alles ungefragt gefallen lassen".
Dieser Kritik sollten sich LehrerInnen und DirektorInnen stellen, wenn sie den Unterricht betrifft. Dass LehrerInnen nicht die gesamte Erziehungsarbeit übertragen werden kann/ darf/ soll, muss für beide Seiten klar sein.

Ich finde es aber schade, wenn diese Meinungsverschiedenheiten nicht vernünftig an der Schule - unter Einbeziehung aller Betroffenen und mit dem entsprechenden guten Willen von allen Seiten - gelöst werden können. Hier wäre die Einführung einer "Schulmediation" sehr nützlich, denn weder LehrerInnen noch SchulleiterInnen sind dafür ausgbildet.

Denn einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen, dem Lehrer mit einer Klage zu drohen, zeugt von mangelnder Konflikt- und Kommunikationskultur. Und ist auch ein schlechtes Vorbild für die Kinder. Außerdem entstehen dadurch sicher tiefe Gräben zwischen den Fronten, die das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern belasten.


Aus dem Alltag einer "Eltern-Anwältin" in Berlin:
Eltern verklagen Lehrer

Einen Satz aus diesem Artikel sollten sich Eltern zu Herzen nehmen, bevor sie wütend in die Schule stapfen und den Lehrer zu Rede stellen: "Dabei empfindet das Kind den Konflikt in vielen Fällen als gar nicht so schlimm." Denn das Kind sollte für Eltern der Maßstab sein - und nicht ihre eigenen Vorstellungen.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Hochbegabtes Kind und Schule

Ein extremer Fall zum Thema "Kindeswohl und Schulbesuch":

 Mutter verliert Sorgerecht


Der hier erwähnte Fall dürfte sehr komplex sein, und schwierig, weil die Mutter Hilfe von außen ablehnt. Da müsste man wissen, warum. Möglicherweise hat sie schlechte Erfahrungen gemacht, vielleicht lehnt sie die "Hilfe" ab, weil sie weiß, dass das einzige Ziel der Hilfe ist, ihren Sohn zum Schulbesuch zu zwingen. Vielleicht ist sie psychisch krank. Man kann das in diesem Fall von außen nicht beurteilen, und möglicherweise gibt es andere Gründe, die den Entzug des Sorgerechts rechtfertigen.

Trotzdem  ist es für mich erschreckend, mit welcher Hartnäckigkeit die deutschen Behörden an der Logik "Kindeswohl = Schulbesuch" festhalten. In vielen Fällen stimmt das sicher, aber wie überall im Leben gibt es auch hier Ausnahmen. Und es ist logisch, dass diese Ausnahmen besonders oft hochbegabte Kinder treffen, denn Schule richtet sich immer nach dem Mittelmaß! Wenn hochbegabte Kinder sich gegen einen Unterricht auflehnen, der ihrem Wesen nicht entspricht, dann wäre es die Pflicht des Staates dafür zu sogen, dass sie in einer anderen Weise unterrichtet werden. Das wäre dann ehrliche Sorge ums Kindeswohl!

Das Kind weiterhin in eine Situation zu zwingen, die unerträglich ist, dient nur dem Gesetz, niemals dem Kindeswohl.

PS.: In welchen anderen Ländern gibt es denn SCHUL-Pflicht? In Österreich gibt es jedenfalls nur Bildungs-Pflicht (der die Eltern auch zuhause nachkommen können).




Montag, 29. September 2014

Die Abschaffung der 50-Minuten-Schulstunde


Dass eine der Reformideen unserer Unterrichtsministerin die Abschaffung der 50-Minuten-Schulstunde ist, ist schon hinlänglich bekannt. Heute war sie dazu mal wieder im Radio zu hören: „Man kann dann eine 30-Minuten und eine 70-Minuten-Stunde machen, das entspricht dann wieder zwei 50-Minuten-Stunden.“

Was das Rechnerische betrifft, ist das richtig.

Was die Schulorganisation betrifft, ist das ein Wahnsinn.

Denn dass es in Österreich – und meines Wissens in den meisten europäischen Ländern – 50-Minuten-Schulstunden gibt, hat vor allem organisatorische Gründe. Nur so können LehrerInnen von einer Klasse zur nächsten „wandern“ und in mehreren Klassen und Schulstufen unterrichten.

Ohne genormte Schulstunde stelle ich mir das äußerst schwierig vor.

Was den Nutzen für die SchülerInnen betrifft, gehen alle davon aus, dass die Qualität durch die Abschaffung der 50-Minuten-Stunde automatisch besser wird.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Denn wenn ein Lehrer/ eine Lehrerin schlechten Unterricht macht, wird die Qualität auch nicht besser, wenn man den Unterricht in andere Zeitabschnitte einteilt. Er bleibt schlicht und einfach schlecht, egal ob in 30-, 50- oder 70-Minuten-Stunden.

Und guter Unterricht bleibt tendenziell gut – obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie man in 30 Minuten Lernstoff sinnvoll vermitteln soll (wenn es schon mal 10 Minuten dauert, bis alle Kinder leise sind und die Schulsachen bereit liegen...).

Außerdem bin ich überzeugt, dass sich die Begeisterung mancher Schülerinnen über 70 Minuten Mathematik/ Physik/ Chemie... in Grenzen halten wird.



Man will uns wohl weismachen, dass die Abschaffung der 50-Minuten-Stunde mehr Flexibilität in den Schulalltag bringt. Flexibilität wäre super – in dem Sinn, dass in einer Woche Geographie und Latein zusammengelegt werden und das Römische Weltreich behandelt wird. Oder in einer anderen Woche Deutsch und Zeichnen – Thema: Werbung. Oder Englisch und Musik – Liedtexte aktueller Hits... Hier gäbe es unzählige Möglichkeiten, die aber meist an der praktischen Organisation scheitern. (An manchen tollen Schulen funktioniert es punktuell.)

Sinnvoll wäre auch, wenn z.B. der Mathelehrer fallweise 70 Minuten Zeit hätte – um neuen Stoff einzuführen, oder vor der Schularbeit den Stoff zu wiederholen.

Doch es bringt nichts, wenn der Mathe – oder Englisch-Unterricht immer in 70-Minuten-Einheiten stattfindet.



Ich persönlich kann der Idee nichts abgewinnen – und ich kann mir nicht vorstellen, wie unsere Ministerin das durchsetzen will.



PS: Am Gymnasium meiner Tochter gibt es (wie wahrscheinlich in vielen anderen Gymnasien auch) LehrerInnen, die in mehreren Schulen unterrichten. Wie soll das denn funktionieren, wenn in Schule A die erste Stunde 30 Minuten und in Schule B 70 Minuten dauert?

PPS: Aus dem gleichen Interview stammt auch folgender schöne Satz unserer Ministerin (zum Thema Gesamtschule): „Aufgeben tut man einen Brief.“

Dienstag, 23. September 2014

SchülerInnen haben eh keine Rechte...

Wie wenig auf die Rechte der Schüler und Schülerinnen geachtet wird, zeigt die Abschaffung der unabhängigen "Ombudsfrau" beim LSR für Wien.

Link zum Artikel:http://kurier.at/thema/schueleranwalt/ombudsfrau-fuer-schueler-wird-abgeschafft/54.655.933

Ich würde mal davon ausgehen: Wenn die SchülerInnen Mitspracherecht in der Schule haben, werden sie sich mehr für die Schule ala Ganzes engagieren und auch - was das Lernen betrifft - motivierter sein.

Montag, 22. September 2014

Sehr zufriedenstellend, zufriedenstellend... Die Betragensnote

Der Wiener Elternverband fordert "eine Reform der Betragensnote". Das finde ich super: Die Kriterien für alle transparent machen, so dass den "betroffenen" Kinder und Jugendlichen auch klar ist, warum sie ein "wenig" oder "nicht zufriedenstellend" bekommen haben.
Ich kenne nämlich Schulen, wo das derzeit nich nachvollziehbar ist. Dort kann es passieren, dass man ohne Klassenbucheintrag ein "zufriedenstellend" und trotz mehrerer Klassenbucheinträge ein "sehr zufriedenstellend" bekommt...
Das empfinden die Kinder (und Eltern) zurecht als unfair!

Link zum Kurier-Artikel:
http://kurier.at/lebensart/familie/eltern-stellen-betragensnote-in-frage/86.516.704

Kindeswohl und Schulverweigerung (Video)

Wenn man sich diesen TV-Beitrag anschaut, ist man froh, dass es in Österreich keine Schulpflicht, sondern nur Bildungspflicht gibt. So haben Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder zuhause zu unterrichten.

Auffällig ist auch, dass die amtlichen Stellen IMMER davon ausgehen, dass es für das Kindeswohl nötig ist, die Schule zu besuchen. In vielen Fällen wird das stimmen, aber es gibt Kinder, die eben anders sind. Wieso darf es hier keine Ausnahme geben?
Zynisch ist, dass Eltern ohne weiteres zugemutet wird, ihr Kind mit - psychischer und letztlich auch physischer - Gewalt zum Schulbesuch zu zwingen. Das kann keinesfalls dem Kindeswohl dienen!


30 Minuten Video in 2 Teilen: Schule nein danke! Wenn Kinder zu Hause lernen wollen. 

Freitag, 19. September 2014

Für wie dumm halten die uns eigentlich?

Heute mal wieder ein Fundstück aus der Werbung, genauer gesagt aus dem Propekt einer Handelskette (nein, ich verrate nicht, welche):
Falls man es auf dem Foto nicht lesen kann: Der beste Oma-Tipp ist: Kaufen Sie nur so viel ein, wie Sie bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums voraussichtlich verbrauchen werden können.


Also: Für wie blöd halten diese Werbe"fachleute" uns eigentlich? Das ist doch selbstverständlich, dass man nur soviel kauft, wie man verbrauchen wird!
Oder fehlt der "nächsten Generation" tatsächlich schon jeglicher Hausverstand?

Donnerstag, 18. September 2014

Wenn Kinder nicht mehr in die Schule gehen wollen...

Ein Beitrag aus dem deutschen Fernsehen - natürlich ein bisschen extrem, aber eines wird klar herausgestellt: Dass die Meinung der betroffenen Kinder kaum gehört wird und dass der Begriff "Kindeswohl" sehr einseitig verstanden wird.
30 Minuten Video (2 Teile)

Da bin ich froh, dass es in Österreich nur Bildungspflicht, aber keine Schulpflicht gibt. D.h. es in grundsätzlich "erlaubt", Kinder zuhause zu unterrichten, nur müssen sie am Ende des Schuljahres eine Prüfung machen.

Wundermittel

Kaum beginnt die Schule, gibt’s auch schon wieder die Werbungen, die uns klügere und konzentrierte Kinder sowie bessere Schulnoten versprechen.
Wenn´s um ein Nachhilfeinstitut , Lernsoftware oder Übungsbücher geht, ist das legitim.
Unnötig und irreführend finde ich hingegen Werbung für jene Produkte, die unser Gehirn angeblich jünger, fitter, schneller, besser, klüger machen.
Natürlich beeinflusst unsere Ernährung den Zustand, in dem sich unser Körper befindet. Und in einem gesunden Körper wird auch das Gehirn optimal versorgt und kann „bessere“ Leistungen erbringen.
Aber ich glaube an keinen direkten Zusammenhang zwischen der Einnahme irgendeiner Nahrungsergänzung und einem leistungsfähigeren Gehirn.

Wenn Kinder Problem mit dem Lernen haben, muss man andere Wege gehen und sich fragen, warum diese Probleme auftreten. Möglichkeiten gibt es viele: Überforderung, Unterforderung, Faulheit (ach ja, das heißt heute mangelnde Motivation), schlechtes Klassenklima, schlechter Unterricht, Probleme in der Familie usw. Da muss man dann die passenden Lösungen suchen. Die gibt es leider nicht abgepackt in der Apotheke zu kaufen und sie können auch nicht vom Arzt verschrieben werden.
Selber aktiv werden, das eigene Verhalten überdenken und bei Bedarf ändern macht mehr Mühe als „Wundermittel“ kaufen – aber auf lange Sicht ist es das Einzige, das hilft!

Freitag, 12. September 2014

Salchers Ideen

Schön, dass Vizekanzler Mitterlehner sich Fachleute holt, schön, dass auch der „Schul-Experte“ Andreas Salcher dabei ist.

Doch ich teile nicht Salchers Euphorie: „Jetzt werden alle Tabus gesprengt.“
Was ich teile, ist Salchers Forderung, dass Direktoren das Recht bekommen sollen, unfähige Lehrer zu kündigen.
Aber: Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass die Lehrer da mitmachen. Und ich kann es mir nicht vorstellen, dass irgendeine Partei sich traut, das gegen den Willen der Lehrer zu beschließen.
Auch die Abschaffung der 50-Minuten-Schulstunden stelle ich mir z.B. am Gymnasium schwierig vor. Und ich verstehe nicht ganz, wieso zwei mal zwei Mathestunden unbedingt mehr bringen sollen als 4mal eine Stunde... Was ich hingegen sehr sinnvoll finde würde, wäre fächerübergreifender Unterricht. Aber davon sind wir – schulorganisationsmäßig gesprochen - weit entfernt.
Wahrscheinlich die höchste Chance zur Verwirklichung hat die Idee der „Ganztagsschule ohne Hausübung.“ Aber: Bis es wirklich überall die „verschränkte Form“ (abwechselnd Unterricht und „Freizeit“ wie Sport, Musik etc.) gibt, wird noch viel Wasser die Donau hinunter fließen. Meistens wird einfach eine Betreuung am Nachmittag angeboten und dem Ganzen das Etikett „Ganztagsschule“ umgehängt.
Was ich persönlich in beiden Formen der Ganztagsschule vermisse, ist die Selbstbestimmtheit; die Möglichkeit, zu lernen, wie man sich seine Zeit einteilt und sie sinnvoll verbringt. Doch gerade das wäre fürs weitere Leben eine wichtige Lernaufgabe. Außerdem ist es mir zu wenig individuell: Ein Kind will gleich die HÜ machen, ein anderes braucht erst mal Pause/ Bewegung/ Musik... Keine Chance.

Meine Einschätzung, leider: Im Großen und Ganzen wird alles beim Alten bleiben, es wird wieder keine grundlegende Reform geben – als Beweis, dass was getan wird, wird es einige neue Bezeichnungen geben und einige kleine Änderungen, die dann als großer Wurf unters Volk gebracht werden. Aber solange Lehrer unkündbar sind, wird sich nicht wirklich was ändern... Auch wenn sich viele Lehrer und Eltern um eine gute Schule bemühen.

Mittwoch, 10. September 2014

"Österreich soll nicht Dänemark werden"




 
Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz … und zwar ab dem 6. Lebensmonat. Das gibt es, zwar nicht in Österreich, aber in Dänemark. Familienministerin Karmasin hat jetzt den dänischen Staatssekretär Jesper Zwisler zum Gespräch eingeladen – als Inspiration. Die Ministerin räumt aber ein, dass ein derartiges Modell in Österreich nicht möglich sei – es gäbe „kulturelle Unterschiede". Da bin ich fast versucht zu sagen: Das freut mich.

Obwohl ich natürlich dafür bin, dass Mütter berufstätig sind – neben der Möglichkeit zur „Selbstverwirklichung“ bringt Arbeit ja auch finanzielle Anerkennung und stärkt die Eigenständigkeit der Frauen – glaube ich persönlich nicht, dass es für ein 6 Monate altes Kind gesund sein kann, jeden Tag mehrere Stunden in Fremdbetreuung zu verbringen.
Selbst wenn es tatsächlich gelingt, ein gutes Betreuungsverhältnis zu schaffen, braucht ein kleines Kind m.E. eine fixe Bezugsperson, die den Großteil der Zeit zur Verfügung steht. Viele kleine Kinder sind nicht in der Lage, stabile Beziehungen zu einer größeren Anzahl von Personen einzugehen... Und wer kann garantieren, dass die Betreuerinnen nicht wechseln?
Ich glaube schon, dass an der „Kindergartenreife“ was dran ist. Dass es Kinder eben erst ab einem gewissen Alter schaffen, mit Personen „außerhalb“ der Familie tragfähige Beziehungen zu knüpfen und sich in das Leben einer größeren Gemeinschaft einzufügen. Und ich glaube auch nicht, dass ein Kind unter 2-3 Jahren irgendeinen Nutzen vom „Kindergarten“ hat. Erst mit einer entwickelten Beziehungsfähigkeit kann das Kind auch zu anderen Kindern Kontakt aufnehmen und mit ihnen gemeinsam spielen, mit ihnen gemeinsam etwas erleben.
Ich persönlich würde auch einem Kind erst dann regelmäßige und längere Fremdbetreuung zumuten wenn es sprechen kann. Dann ist es in Lage, ziemlich klar auszudrücken, wie es ihm geht.

PS: In Dänemark besuchen 91% der 1-2jährigen und 97% der 3-5jährigen eine Tagesstätte.
Zum Vergleich: In Österreich sind es bei den 0-2jährigen 17,1%, bei den 3-5jährigen 90,7 Prozent. (Mit regionalen Unterschieden: Österreichweit fast 20% der unter Dreijährigen, in der Steiermark aber nur 12%, in Wien hingegen 30%) Alle Zahlen aus 2011.

PPS: In Österreich gibt es nur für das letzte, verpflichtende Kindergartenjahr einen Rechtsanspruch.

Hier noch drei Links zum Thema:

Montag, 8. September 2014

Diese Schule ist nicht wichtig...

"Diese Schule ist nicht wichtig!" sagte unlängst ein Vater zu mir, als wir über die Volksschule sprachen.

Das sehe ich nicht so. Im Gegenteil: Die Volksschule ist der erste Kontakt der Kinder mit der Schule, sie sind noch sehr jung, gewissermaßen naiv, unbeeinflusst. Die Volksschule prägt unsere Kinder – dort machen sie die ersten strukturierten Lernerfahrungen, die ersten Erfahrungen mit LehrerInnen.
Und dort entscheidet sich, was die Kinder für sich selbst erkennen: „Ja. Lernen gefällt mir, das ist etwas für mich, da habe ich meistens Freude, da kann ich stolz sein“ oder „Nein. Das ganze Lernen, das ist nichts für mich, da kommt nichts raus, da habe ich keine Freude dran.“
Das ist keine Frage der Intelligenz, sondern des „Unterrichts-Klimas“ und des Engagement und der Professionalität des Lehrers.

Freitag, 5. September 2014

Ansteckend...

Kreativität muss irgendwie ansteckend sein.
Meine 11jährige Tochter msuste unbedingt auch ein "Fensterbild" malen (natürlich mit meinen Farben und Pinseln). Ich muss sagen: Das ist ihr gut gelungen!

Donnerstag, 4. September 2014

Verregnete Ferientage

Verregnete Ferientage haben auch was Gutes. Mir war in der letzten Ferienwoche so langweilig, dass ich mal wieder meine Farben ausgepackt habe: Dabei sind gleich zwei Versionen des Fensters entstanden.


Und ich hatte das gute Gefühl, dass  mir was gelungen ist :-).

Dienstag, 2. September 2014

Alle Jahre wieder...


Alle Jahre wieder, Anfang September bricht die Schulbeginns-Hektik aus:
Großeinkauf an Schulartikeln,
"Freifahrtsausweis" besorgen,
Turngewand suchen (wo könnte das in den Ferien hin verschwunden sein?),
Schultasche waschen (die wurde zu Schulschluss in irgendeine Ecke des Kinderzimmers geschleudert...)
und
Schulbücher einbinden.

Und alle Jahre wieder frage ich mich, wieso ich mir das Gewurschtel mit der Klebefolie antue.
Aber eigentlich weiß ich es eh: Damit die Schulbücher meiner Kinder auch nach einigen Monaten Schule noch halbwegs ansehlich aussehen. Schließlich habe ich neben zahllosen Bleistiftminen, Buntstiften und aufgegangenen Dosenspitzern auch schon Bananenschalen und Muffinsbrösel aus den Schultaschen geschüttelt ;-(.

Altmodisch, wie ich bin, glaub ich halt, dass es sich mit sauberen Büchern besser lernt. Ob meine Kinder diese Meinung teilen? Weiß ich nicht - aber zumindest hat meine Tochter heuer schon fleißig beim Einbinden mitgeholfen.
Wahrscheinlich weil sie ihre Lehrer beeindrucken will ;-)). Denn mit Ordnung hat sie wenig am Hut.

Sonntag, 31. August 2014

Schulbeginn


Auch wenn es nicht der allererste Schultag ist:

Ich wünsche allen SchülerInnen und
LehrerInnen ein Schuljahr, in dem sie:
  • lernen, wachsen und reifen
  • andere Persönlichkeiten treffen und tragfähige Beziehungen aufbauen
  • an Selbstbewusstsein gewinnen
  • Freunde finden
  • sich Herausforderungen stellen und sie bewältigen
  • stolz sein können auf ihre Leistungen
  • sich kreativ, musikalisch und sportlich "austoben" können
  • und vorallem:
  • dass sie die Freude an dem, was sie in der Schule tun, nicht verlieren!

Und den Eltern wünsche ich
  • fruchtbaren Austausch mit den LehrerInnen ihrer Kinder,
  • eine gute Beziehung zum eigenen Kind,
  • faire LehrerInnen,
  • wenig Hausaufgaben ;-)
  • und dass sie stolz auf ihre Kinder sein können!