Mittwoch, 14. Januar 2015

Was ist Bildung? Was kann Bildung? Was soll Bildung können?



Mit ihrem Tweet – sie kann zwar eine Gedichtsanalyse schreiben, versteht aber nichts von Steuern, Miete und Wirtschaft – hat eine deutsche Gymnasiastin offenbar vielen ihrer SchulkollegInnen aus der Seele gesprochen. Und unzählige Menschen fühlen sich bemüßigt, ihrem Statement beizustimmen (z.B. hier).
Für mich hat sie nicht nur „den Nerv der Zeit“ getroffen, sondern eine grundsätzliche Frage aufgeworfen:
Was ist Bildung`- was soll (gymnasiale oder andere schulische) Bildung vermitteln?
Ich glaube nicht, dass sich Bildung ausschließlich in Inhalten ausdrücken lässt wie z.B.: Ein gebildeter Mensch muss Faust gelesen haben, den Zauberlehrling auswendig können, die wichtigsten Daten aus den Weltkriegen kennen, sich im Periodensystem auskennen, Wurzelziehen können … oder was auch immer.

Für mich heißt Bildung, immer und immer wieder:
  • das eigenständige Denken „trainieren“
  • kritisch hinterfragen können, was andere von sich geben
  • (Quer-)Verbindungen ziehen können
  • dort weiterdenken, wo andere schon aufgehört haben zu denken
  • Informationen filtern können
  • die Konsequenzen des eigenen Handelns einschätzen können
 Und nicht zuletzt:
  • für sich selbst Verantwortung übernehmen, selbstbestimmt leben können, Eigeninitiative aufbringen können

Würde Schule (welche auch immer) AUCH an der Vermittlung dieser Fähigkeiten arbeiten, dann wären 17jährige SchülerInnen wohl in der Lage, jenes Wissen, das sie in ihrem Leben brauchen, SELBSTSTÄNDIG zu erwerben (Informationsquellen gibt es ja genug) – und müssten nicht drauf warten, dass es ihnen in der Schule vorgesetzt wird.....

PS: Und ich bin überzeugt, dass eine Gedichtsanalyse durchaus eine Möglichkeit sein kann, die obengenannten Fähigkeiten zu entwickeln.
PPS: Weiters bin ich überzeugt, dass sehr wohl ein gewisses Grundwissen nötig ist – nur so können neue Informationen verstanden und richtig eingeordnet werden.

Dienstag, 13. Januar 2015

Wer erinnert sich dran? Spiel des Lebens


Am Sonntag war nicht an Rausgehen zu denken – kalter Regen, stürmische Böen. Also riefen wir einen Spielenachmittag aus und ich wurde „gezwungen“, Spiel des Lebens mitzuspielen. Ich mag das Spiel ja nicht besonders, weil (fast) alles nur vom Würfelglück abhängt – und auch diesmal habe ich wieder nicht gewonnen ;-(.

Für alle, die zu jung sind, um das Spiel aus ihrer Kindheit zu kennen (auf unserem Spielplan steht 1978):
Man würfelt sich durchs Leben und zwar recht realistisch: Man bekommt ein fixes Einkommen, heiratet, bekommt (meistens) Kinder, zahlt Steuern, kann Aktien erwerben, im Glücksspiel gewinnen oder verlieren... Als das und vieles mehr hängt einzig und allein von der jeweils gewürfelten Augenzahl ab, Einfluss kann man darauf nicht nehmen, Entscheidungen sind keine zu treffen.

Ab 2 Personen, ab etwa 8 oder 9 Jahren.
Dauer: mindestens eine halbe Stunde
Kategorie: Würfelspiel
PS: Würfel gibt es eigentlich keinen, sondern ein buntes Rad, wo durch Drehen eine Zahl bestimmt wird.

Sonntag, 4. Januar 2015

Brauchen Eltern hochbegabter Kinder Beratung?

Ja, es gibt Eltern, die in Tränen ausbrechen, wenn ihr Kind beim Intelligenztest nur durchschnittlich abschneidet, wenn das Kind entgegen der Erwartung seiner Eltern doch nicht hochbegabt ist. Diese Eltern glauben wahrscheinlich, dass sie durch die Hochbegabung ihres Kindes in der sozialen Hierarchie der Eltern aufsteigen. Dass sie dadurch angesehener werden, Beachtung finden, von anderen beneidet werden.

Oder sie glauben, dass ihr Kind durch die Hochbegabung auf der „Gewinnerstraße“ gelandet ist und von nun als tollstes, bestes, erfolgreichstes Kind durch Leben gehen wird. Natürlich ohne die geringsten Probleme.

Diese beiden Denkweisen sind schädlich, zuallererst für das Kind, aber auch für die Eltern. In beiden Fällen wären Information, Beratung und Begleitung sinnvoll und hilfreich, um ein realistisches Weltbild und ein gesundes Bewusstsein fürs Elternsein zu entwickeln. Doch diese Eltern gehen selten zum Psychologen, denn sie sind davon überzeugt, dass sie eh alles richtig machen.

Es gibt aber auch Eltern, die in Tränen ausbrechen, wenn sie erfahren, dass ihre Kinder hochbegabt sind. Das sind dann meist jene Eltern, die sich schon zum Thema informiert haben, denen bewusst ist, dass Hochbegabung nicht immer heißt „in allem mühelos der Überflieger sein“ sondern oft auch eine besondere Herausforderung ist. Meistens dann, wenn die Umgebung des Kindes – Eltern, Familie, Kindergarten, Schule, Freunde – nicht willens oder nicht in der Lage ist, auf die individuellen Bedürfnisse des hochbegabten Kindes einzugehen.

Für diese Eltern ist Beratung nützlich – nicht, damit sie alles richtig machen und ihr hochbegabtes Kind optimal fördern – sondern damit sie gemeinsam mit ihrem Kind ihren persönlichen Weg finden.


Der folgende Artikel (coaching-fuer-eltern-unser-sohn-wird-mal-hochbegabt) handelt nur von den erstgenannten Eltern („ach wie toll wäre ich, hätt´ ich nur ein hochbegabtes Kind“) und lästert über alle möglichen Beratungsangebote. Keine Frage: Auch mit „Hochbegabung“ werden Geschäfte gemacht, auch in diesem Bereich arbeiten „unlautere“ Therapeuten und Berater. Und viel, was angeboten wird, ist unnötig.

Doch deswegen sollte man nicht jeglicher „Begabungs-Beratung“ ihre Sinnhaftigkeit absprechen.