Montag, 30. November 2015

Hausaufgaben: so alt wie die Schule


Dass die Schulpflicht in Österreich unter Kaiserin Maria Theresia eingeführt wurde und dass sich die Organisation eben dieser Schule an den Notwendigkeiten des Militärs (und später der Arbeitswelt) orientiert, ist allgemein bekannt.
Auch die Idee mit den Hausaufgaben stammt aus diesen "historischen" Zeiten und scheint auf ewige Zeiten mit der Schule verknüpft.
Wie bei so vielen anderen Dingen, die "schon immer so waren" wird auch hier kaum hinterfragt, wie sinnvoll die Hausaufgaben eigentlich sind.
Vereinzelte pädagogische Experimente dürften eher gegen den Nutzen von Hausaufgaben sprechen und an einigen Volksschulen hat sich diese Erkenntnis schon durchgesetzt.

Ich glaube (wie bei so vielen anderen Themen auch), dass man die Hausaufgaben differenzierter sehen muss. So brauchen wahrscheinlich die allermeisten Kinder beim Schreiben und Lesen lernen wiederholtes Üben, bis die Abläufe so gefestigt sind, dass sie automatisch ablaufen. Wie weit diese Übung in der Unterrichtszeit Platz findet, hängt vom Lehrer, der Klasse, dem Kind ab. Muss aber zuhause geübt werden, zeichnet sich die soziale Ungleichheit ab: Sozio-ökonomisch besser gestellte Kinder werden von ihrem Eltern mehr Unterstützung bekommen.
Andererseits: Wird alles im Unterricht geübt, werden sich manche Kinder langweilen (und das sind dann eben die sozial besser gestellten Kinder, die von zuhause - mit oder ohne Hausaufgaben - mehr gefördert werden.)

Sinnvoll wäre - so wie auch im Unterricht - eine Differenzierung der Hausaufgaben, denn kein Kind lernt etwas, wenn es stur das nochmals macht, was bereits in der Schule (meist mehrmals) gemacht wurde. Oder wenn es noch 20 Malrechnungen macht, die es eh schon kann.
Ja, das bedeutet einen Mehraufwand für den Lehrer, keine Frage - doch in Zeiten, wo eine derartige Fülle an Übungsaufgaben zur Verfügung steht, wie noch nie zuvor - kann es nicht so aufwändig sein, zu den verschiedenen Unterrichtsgebieten eine Art "Aufgabenpool" zusammen zu stellen, aus dem die Schüler selbstständig die Aufgaben wählen.
Zumal diese Pool klassenübergreifend genutzt werden könnte, und sicher auch nach 4 Jahren nichts an Aktualität verloren hätte.

Hier noch ein - zugegebenermaßen einseitiger - Artikel zum Thema: http://www.spiegel.de/schulspiegel/hausaufgaben-das-ist-hausfriedensbruch-a-1062094.html

Donnerstag, 26. November 2015

Langeweile hat viele Gesichter

Ich hatte gestern Lehrergespräch im Rahmen des Elternsprechtages, 4. Klasse Volksschule.
Wie jedes Jahr erwähnte ich: „Mein Kind klagt immer wieder über Langeweile im Unterricht.“
Darauf die Lehrerin, auch wie jedes Jahr: „Das kann ich gar nicht glauben, weil das ist mir noch gar nicht aufgefallen.“
Und somit konnten wir auch nicht weiter über das Thema reden - weil es für die Lehrerin kein Thema war.

Zuhause fragte ich dann mein Kind: „Was machst du eigentlich, wenn du dich im Unterricht langweilst?“
Antwort: „Ich gehe aufs WC. Das mache ich, damit ich mir nicht anhören muss, wenn die Hausübung besprochen wird.“
„Sonst noch was?“
„Naja, ich sitze da und warte, dass die Zeit vergeht.“
Da ist mir klargeworden, dass es natürlich schwer für die Lehrerin ist, das zu merken.
„Und wieso sagst du es deiner Lehrerin nicht, dass es so langweilig ist?“
„Das ist mir peinlich.“

So oder ähnlich läuft das wohl bei vielen Mädchen, da für Mädchen die Zugehörigkeit zur Gruppe (= Klasse) wichtiger ist als für Buben. Sie wollen dazugehören und nicht auffallen.
Buben reagieren eher mit störendem Verhalten wie Zwischenrufen, Aufstehen und Herumgehen oder Verweigerung.

In beiden Fällen würden die Kinder Unterstützung brauchen, denn Langeweile führt zu Desinteresse und so geht die Freude am Lernen früher oder später verloren.

Ob die Kinder Unterstützung bekommen werden, hängt in beiden Fällen vom Lehrer ab. Helfen würde es in beiden Fällen, wenn die Lehrern auf das zu achten würden, was die Eltern sagen. Und dann ihre Meinungen und Vorstellungen - z.B. von einem gelangweilten Kind - hinterfragen würden. Und mit diesem Wissen nochmals genau hinschauen würden.

PS: Das gilt analog natürlich auch für hochbegabte Kinder- auch die (in der Schule) sind ganz unterschiedlich, und auch hier macht es für Lehrer Sinn, sich anzuhören, was die Eltern sagen, über das eigene Bild von „hochbegabten Kindern“ nachzudenken und dann nochmals genau zu beobachten.

PPS: Die oben geschilderte Begebenheit ist rein fiktiv, beruht aber auf meinen Erfahrungen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig.

Montag, 23. November 2015

"Jetzt kann ich sein, was immer ich sein will" - Übers "Verkleiden spielen"



Letzte Woche im Postkasterl: Die bunte Broschüre des allseits bekannten schwedischen Möbelhauses, Thema: Die neue Spielkollektion.

Auf der ersten Seite ein tolles Puzzle, das aus großen UND kleinen Steinen besteht. So können Erwachsene und Kinder mit gleichen Chancen und gleichem Spaß gemeinsam puzzeln. Finde ich eine sehr gute Idee, nur das Motiv ist für meinen Geschmack etwas seltsam. Leider gibt es nur eines.

Auf den nächsten Seiten allerlei nette Sachen zum Musikmachen und zum Spielen. Bei der Plastikschnur zum Schnurspringen, den Plastiksäcken zum Sackhüpfen und den Pappbechern zum Dosenschießen bin ich ein bisserl verwundert. Als ich ein Kind war, mussten dafür noch leere Joghurtbecher, alte Jutesäcke (ach ja, die gibt es im Plastikzeitalter nicht mehr) und ein Stück alte Schnur herhalten. Das hat uns, soweit ich mich erinnern kann, nicht gestört. Im Gegenteil. Die Suche nach passenden Sachen war schon Teil des Spiels.

Auf der Seite mit den Verkleidungssachen ist meine Irritation perfekt: Lauter seltsame Gestalten – ein Roboter, eine Fledermaus, ein Adler und ein weißgekleidetes Mädchen, das sich nach Lektüre der Produktbeschreibung als Königin entpuppt (und zwar mit einem Königinnenkragen, Königinnenärmeln und einem Krinolinenrock, alles in dezentem Weiß. In meiner Kindheit hatten Königinnen noch eine möglichst auffällige Krone und einen Umhang, im Idealfall in Rot...

Rechts unten ein Bub mit einer riesigen, türkisen Haube: Was soll das denn bitte sein? Aha: eine Hirnhaube. Und als was, bitte schön, verkleidet man sich mit einer Hirnhaube?!!

grundsätzlich ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn Designer und Designerinnen ihre Ideen auch bei der Spielzeugentwicklung einfließen lassen.
Nur wollen Kinder meistens Rollen spielen, die sie aus Märchen – ja, es gibt noch Familie, wo Kleinkinder Märchen kennenlernen und das ist gut so – und aus Geschichten kennen. Also Prinzessin, Hexe, Ritter, König, Fee. Oder Pirat, Gespenst, Feuerwehrmann, Polizist, Lokführer.
Dass gerade diese Figuren bei Kindern so beleibt sind und schon von mehreren Generationen von Kindern immer wieder gespielt werden, liegt daran, dass diese Rollen bestimmte Funktionen aus dem Leben und der menschlichen Geist darstellen. Eben den Helden, den Retter in der Not oder die hilflose Prinzessin, die sich retten lässt.
Diese verschiedenen Rollen immer wieder ausprobieren und darin erleben zu können, ist ein wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung und darum sollte jedes Kind dazu die Möglichkeit haben.

PS. Zum Verkleidenspielen reichen oft einige wenige, typischen Utensilien wie Krone, Schwert, Helm. Alles andere lässt sich aus Mamas und Papas Kleiderschrank ergänzen. Oder ausrangierte Kleidungstücke wandern nicht in den Müll sondern in die Verkleidungskiste. Gerade die Tatsache, dass nicht alles vorgefertigt zur Verfügung steht, beflügelt die Phantasie!

Freitag, 20. November 2015

Wer hat die besten Abi-Noten?

Das finde ich als Österreicherin interessant: 1. dass die Noten aus der Oberstufe in den Abitur-Noten-Durchschnitt einberechnet werden. Das gibt es bei uns nicht, da zählen nur die Maturanoten.
Allerdings interessieren die auch keinen wirklich, weil wir ja in Österreich keinen Numerus Clausus haben.
2. dass es solche gravierenden Unterschiede zwischen den Bundsländern gibt. Denn eines der Argumente für die Zentralmatura war es ja, dass es "in allen anderen EU-Ländern" eien Zentralmatura gibt.

http://www.spiegel.de/schulspiegel/abitur-in-deutschland-hier-haben-schueler-die-besten-noten-a-1063405.html

Sonntag, 15. November 2015

Wenn es in der Schule langweilig ist, dann soll das Kind halt ein Musikinstrument lernen


Warum denn immer und immer wieder die gleichen Klischees wiederholen?

Schon im Titel des kurzen Artikels gehte es los: "Buchholzer Konrektorin fördert die jungen Einsteins." Nein, nicht alle hochbegabten Kinder werden später so spektakuläre Leistungen vollbringen wie Albert Einstein. Und trotzdem sind sie hochbegabt...

Auch der höchste IQ, der der Konrektorin bekannt ist, interessiert wenig - ich meine, was haben die Leser davon ob das nun 140, 145 oder 150 ist? Das ist und bleibt nur eine Zahl.

Und wenn als Förderung das Erlernen eines Musikinstruments empfohlen wird, ist auch das eine altbekannten Reaktionsweise: Anstatt die hochbegabten Kinder in der Schule angemessen zu fördern, wird die Förderung auf die Freizeit verlagert.
Was nicht heißen soll, dass das Erlernen eines Musikinstrumentes keine gute Förderung ist - aber es ist nicht unbedingt eine intellektuelle Herausforderung (sondern fördert eher Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz) und kann daher schulische Förderung nicht ersetzen.

Außerdem entsteht meiner Meinung nach nicht Begabung sondern Leistung aus dem Zusammenspiel zwischen Anlage und Umwelt. Begabung ist angeboren. Um sie in entsprechende Leistung umzuwandeln, braucht das Kind die Unterstützung seiner Umwelt, gerade auch der Schule.

Hier der Artikel: http://waz.m.derwesten.de/dw/staedte/duisburg/sued/buchholzer-konrektorin-foerdert-die-jungen-einsteins-id11282305.html?service=mobile

Donnerstag, 12. November 2015

"Jetzt denk doch einmal nicht so viel"

"Jetzt denk doch einmal nicht so viel“, „jetzt sei doch nicht immer so schnell“, „ich weiß, dass das langweilig für die ist, aber du musst das machen, weil es die anderen Kinder in der Klasse auch machen müssen“, „dich nehme ich gar nicht dran, weil du weißt eh immer alles“ - mit diesen und ähnlichen Anforderungen ihrer sozialen Umwelt zurecht zu kommen , fällt besonders begabten Kindern besonders schwer. Denn sie können diese Erwartungen nur erfüllen, wenn sie einen wesentlichen Teil ihrer Persönlichkeit verleugnen: ihr Lernbedürfnis. Wie alle anderen Kinder wollen auch die besonders begabten Kinder lernen, und zwar in dem Tempo, das ihnen angeboren ist.
Dieser Impuls wird aber oft – gewollt oder ungewollt – von Eltern, Lehrern und anderen Menschen in der Umgebung des Kindes gebremst. Da hochbegabte Kinder, so wie alle anderen Kinder, sich aber auch zugehörig fühlen wollen und dazu die Erwartungen ihrer Umgebung erfüllen wollen, kommen sie in einen inneren Konflikt: Ihre intellektuellen Bedürfnisse und ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit können nicht gleichzeitig erfüllt werden.
Die Kinder beginnen – meist ohne sich dessen voll bewusst zu sein – eines dieser beiden Bedürfnisse zu unterdrücken. Je nach Temperament des Kindes geht das mehr oder weniger „gut“, doch logischerweise bleibt immer etwas Unerfülltes zurück. Früher oder später – auch das hängt von der Persönlichkeit des Kindes und von der familiären und sozialen Umwelt ab – wird die Frustration zu groß, die psychischen Ressourcen reichen zur Unterdrückung nicht mehr aus und das Kind verändert sich. Diese Veränderung kann sehr verschieden sein, z.B. aggressives Verhalten, depressive Verstimmung, Schulverweigerung, extreme Aufsässigkeit zuhause, störendes Verhalten in der Schule, massiver Leistungsabfall...

In dieser „Auffälligkeit“ wird das Kind dann von den Lehrern und Eltern wahrgenommen. Leider wird diese „Auffälligkeit“ im Schulsystem als individuelles „Problem“ des Kindes angesehen (und daher die Verantwortung auf Kind und Eltern abgewälzt)– obwohl die Situation in der Schule zumindest als Mit-Verursacher gesehen werden muss. Und die Lage des Kindes ohne Veränderungen in der Schulsituation nur schwer verbessert werden kann.

Wer diese Zusammenhänge genauer nachlesen will, findet eine klare und gut verständliche Darstellung in der Broschüre „Zu Entwicklungsschwierigkeiten hochbegabter Kinder und Jugendlicher“, zum Download z.b hier (ÖZBF: http://www.oezbf.at/cms/tl_files/Publikationen/Div_andere_Handreichungen/03_broschuere_entwicklungsschwier_2006.pdf)
Das sollte Pflichtlektüre für alle LehrerInnen und Kindergartenpädagoginnen sein! Und auch für Eltern ;-).

Dienstag, 10. November 2015

Die Freude am Lernen nicht verlieren

Ich bin ja nicht gerade ein Fan von Gerald Hüther, v.a. weil er seine "Erkenntnisse" nur selten mit Zitaten und Studien belegt und sie daher bei mir eher in der Form von Allgemeinplätzen und Vorurteilen ankommen.

Aber, wo er recht hat, hat er recht: es ist jammerschade, dass es das System Schule schafft, den Kindern innerhalb weniger Jahre  ihre angeboren Freude am Lernen auszutreiben. Das wäre das Erste, was man am Schulsystem ändern sollte. Das hätte enormen persönlichen und gesellschaftlichen Nutzen.

Zur konkreten Umsetzung schweigt der Autor weitgehend (wie so oft). Altersübergreifende "Klassen" schlägt er vor, das wäre eine gute Idee, weil da auch begabten Kindern ein schnelleres Lerntempo ermöglicht wird und sie sich weniger langweilen müssten.

Hier der Artikel aus dem Standard: http://derstandard.at/2000025297218/Hirnforscher-Huether-Viel-wichtiger-als-Wissen-ist-Erfahrung

Montag, 9. November 2015

Schon wieder: Hochbegabt und verhaltensauffällig.

Und schon wieder, jetzt kann ich es bald nicht mehr hören: Diese Artikel von den hochbegabten Kindern, die leider sozial gestört sind und daher völlig unfähig, im Leben normal zurecht zu kommen.

Keine Frage, der Weg, den dieser Junge und seine Eltern gegangen sind und noch immer gehen, ist sehr schwierig und für alle Beteiligten sehr anstrengend, und deswegen haben sie mein vollstes Mitgefühl.
Warum aber muss ein Artikel sich über lange Absätze an den sozialen Schwierigkeiten dieses Burschen "ergötzen"? Wem nützt das das etwas?
Seine Hochbegabung wird dagegen nur in wenigen Zeilen erwähnt...
Schon der erste Satz ist eine Frechheit: "Viele Hochbegabte sind zusätzlich mit anderen Besonderheiten behaftet." Dazu gibt es keinerlei Beweis, psychologische Studien gehen eher in die Richtung, dass hochbegabte Menschen psychisch gesünder sind als die Normalbevölkerung.

In diesem Ton geht es weiter und der Artikel strotzt - wie so viele andere zum Thema Hochbegabung - vor Vorurteilen: So werden z.B. zuerst lange die ADHS- und Asperger-Symptome geschildert, dann kommt der Satz: "Ergebnis des psychologischen Tests überraschte nicht". Gemeint ist hier der IQ-Test.

Nein, nein und nochmals nein: Hochbegabte Kinder sind nicht alle automatisch verhaltensauffällig und daher  erkennt man Hochbegabung NICHT an Verhaltensauffälligkeiten!!!

Auch der Zwischentitel "Eine Hochbegabung kommt selten allein" ist in diesem Zusammenhang irreführend und falsch. Denn die Mehrheit aller hochbegabten Kinder und Erwachsenen hat keine sozialen oder psychischen Probleme! Und wenn hochbegabte Kinder "verhaltensauffällig" werden, liegt das oft daran, dass sie von ihrer Umwelt nicht verstanden und in der Schule unterfordert werden.

Der Artikel ist ein eindrucksvolles Beispiel, was passiert, wenn Journalisten, die keine Ahnung vom Thema haben, über Hochbegabung schreiben!

PS. Auch die  - wohl aus dem Zusammenhang gerissene - Expertenmeinung macht es nicht besser. "Dabei sind Zwänge genau wie soziale Anpassungsstörungen sehr häufig in Verbindung mit extremer Intelligenz zu finden", weiß Karsten Otto, Vorstand des Vereins Hochbegabtenförderung. Für diesen Zusammenhang gibt es meines Wissens keinen wissenschaftlichen Beweis.

http://www.t-online.de/eltern/gesundheit/ads/id_75998678/hochbegabt-adhs-asperger-tobias-ist-schlau-und-einsam.html

Sonntag, 8. November 2015

Verstehen Kinder moralische Werte?

Lügen, Zündeln, im Laden schnell mal was mitgehen lassen, ein paar Münzen aus Mamas Geldbörse nehmen - sind das große Katastrophen, die Vorboten dafür sind, dass diese Kinder auf die schiefe Bahn geraten werden? Oder ist es ganz normal, dass Kinder das mal "ausprobieren"?

Es wurde lange angenommen, dass Kleinkinder und Kindergartenkinder noch gar keine Vorstellung von moralisch richtigem Verhalten haben können, weil sie sich gedanklich noch nicht in die Rolle eines anderen Menschen hineinversetzen können.
Das stimmt - doch dabei wurde übersehen, dass Kinder - und zwar quasi von Geburt an - durch Mitleben und Beobachten lernen. Egal, wie klein sie sind, sie versuchen, die Regeln zu erkennen, nach denen das Zusammenleben in ihrer Familie funktioniert, denn der Mensch ist ein zutiefst soziales Wesen.

Daher kann bei der Vermittlung moralischer Werte nur eines gelten: Diese Werte selber leben, und zwar jeden Tag und immer wieder, auch wenn es für uns Erwachsene ganz schön fordernd sein kann. Wer sich am Telefon verleugnen lässt, gibt den Kind zu verstehen, dass man es mit der Wahrheit nicht immer so ernst nehmen muss...

PS. Hinter dem Zündeln steckt meist einfach nur Neugier. Da hilft es, dem Kind Möglichkeiten zu geben, sicher mit Feuer zu spielen ;-).


Artikel aus der SZ: http://www.sueddeutsche.de/leben/erziehung-wie-man-kindern-moral-beibringt-1.2721416