Mittwoch, 11. Mai 2016

„Ich kann kein Mathe“ beginnt schon in der Volksschule


In der Volksschule Mathematik zu unterrichten, ist sicherlich eine Herausforderung. In diesem Fach wird besonders deutlich, was wohl auch für die anderen Fächer gilt: Die Kinder sind unterschiedlich. Die eine verstehen schnell, die anderen brauchen mehr Übung - und einige wenige haben besondere Probleme mit dem Verständnis.
Doch der Lehrer muss diese Kinder alle „unter einen Hut bringen“, der Unterricht soll für alle Kinder geeignet sein. Das wäre wohl nur über einen differenzierten Unterricht zu erreichen... der ist zwar im Lehrplan verankert, wird aber leider nicht in allen Klassen umgesetzt.
So passiert es leider immer wieder, dass Kinder schon in der Volksschule die Freude an der Mathematik verlieren - dieses Risiko haben sowohl die besonders begabten Kinder, denen bei den Wiederholungen dessen, was sie längst verstanden haben, langweilig wird als auch die schwächeren Kinder.

Auch die Einstellung des Lehrers zu seinem Fach ist nicht unwesentlich - aber das muss man differenziert betrachten: Mag der Volksschullehrer Mathe, wird sein Unterricht eher interessant sein und auch die begabten Kinder ansprechen. Oder aber: Ist der Lehrer mathematisch begabt, kann er die Verständnisschwierigkeiten mancher Kinder vielleicht nicht nachvollziehen.
Ein Lehrer, der Mathe nicht mag (und Volksschullehrer müssen alle Fächer unterrichten), wird aber mit Sicherheit kein positives Vorbild sein.

Interessant auch die Überlegung, dass in den Volksschule hauptsächlich Rechnen aber kaum Mathematik unterrichtet wird. Das deckt sich mit meinen Beobachtungen: Stunden- und tagelang wird z.B. dividieren geübt, aber wenn man nachfragt, was das eigentlich bedeutet, herrscht Ratlosigkeit.
Das ist schade, denn gerade die Erkenntnis der „tieferen Zusammenhänge“ fördert das Verständnis und damit die Freude an der Mathematik.
Und wenn ein Kind schon in der Volksschule beschließt, Mathematik nicht zu mögen wird es mit ziemlicher Sicherheit ein Kind werden, das früher oder später Mathematik auch nicht kann.

Artikel "Warum wir Mathematik doch brauchen"

Dienstag, 3. Mai 2016

"Klüger als der Rest" - Interview mit hochbegabtem Erwachsenen

Trotz einiger Klischees - zu denen Heinrich Siemens mit einem Augenzwinkern steht, was ihn sehr sympathisch macht - ein Beispiel eines positiven Artikels zu Hochbegabung bei Erwachsenen.

Bei mir hängen geblieben ist der Satz: „Hochbegabte würden immer auffallen, ist sich Siemens sicher: entweder als unterfordert oder fälschlicherweise als überfordert.“
Dem würde ich so nicht zustimmen: Ich glaube, dass es durchaus hochbegabte Schüler gibt, die niemals wirklich auffallen. Sie zählen vielleicht zu den Klassenbesten, fallen aber nicht durch kreative Problemlösungen oder ein Wissen, das weit über das Klassenniveau geht, auf. Sie machen, was zu machen ist, um sehr gute Noten zu bekommen, sind aber auch sehr angepasst.
Oder aber, sie liegen notenmäßig im Mittelfeld und keinem - weder Lehrern noch Eltern - kommt der Gedanke, dass sie hochbegabt sein könnten. Vor allem hochbegabte Mädchen können wahre Meisterinnen der Anpassung werden und ihre Begabungen verstecken, nur um nicht aufzufallen.
Aber auch wenn sie nicht depressiv oder sichtbar unglücklich sind (manche hochbegabte Mädchen sind das): Anpassung hat ihren Preis und sein Potential nicht ausleben zu können, hinterlässt Spuren und macht (zumindest latent) unzufrieden.
Außerdem haben diese angepassten Mädchen wahrscheinlich ein hohes Risiko, sich auch als Erwachsene unzufrieden und diffus unglücklich zu fühlen...