Montag, 9. November 2015

Schon wieder: Hochbegabt und verhaltensauffällig.

Und schon wieder, jetzt kann ich es bald nicht mehr hören: Diese Artikel von den hochbegabten Kindern, die leider sozial gestört sind und daher völlig unfähig, im Leben normal zurecht zu kommen.

Keine Frage, der Weg, den dieser Junge und seine Eltern gegangen sind und noch immer gehen, ist sehr schwierig und für alle Beteiligten sehr anstrengend, und deswegen haben sie mein vollstes Mitgefühl.
Warum aber muss ein Artikel sich über lange Absätze an den sozialen Schwierigkeiten dieses Burschen "ergötzen"? Wem nützt das das etwas?
Seine Hochbegabung wird dagegen nur in wenigen Zeilen erwähnt...
Schon der erste Satz ist eine Frechheit: "Viele Hochbegabte sind zusätzlich mit anderen Besonderheiten behaftet." Dazu gibt es keinerlei Beweis, psychologische Studien gehen eher in die Richtung, dass hochbegabte Menschen psychisch gesünder sind als die Normalbevölkerung.

In diesem Ton geht es weiter und der Artikel strotzt - wie so viele andere zum Thema Hochbegabung - vor Vorurteilen: So werden z.B. zuerst lange die ADHS- und Asperger-Symptome geschildert, dann kommt der Satz: "Ergebnis des psychologischen Tests überraschte nicht". Gemeint ist hier der IQ-Test.

Nein, nein und nochmals nein: Hochbegabte Kinder sind nicht alle automatisch verhaltensauffällig und daher  erkennt man Hochbegabung NICHT an Verhaltensauffälligkeiten!!!

Auch der Zwischentitel "Eine Hochbegabung kommt selten allein" ist in diesem Zusammenhang irreführend und falsch. Denn die Mehrheit aller hochbegabten Kinder und Erwachsenen hat keine sozialen oder psychischen Probleme! Und wenn hochbegabte Kinder "verhaltensauffällig" werden, liegt das oft daran, dass sie von ihrer Umwelt nicht verstanden und in der Schule unterfordert werden.

Der Artikel ist ein eindrucksvolles Beispiel, was passiert, wenn Journalisten, die keine Ahnung vom Thema haben, über Hochbegabung schreiben!

PS. Auch die  - wohl aus dem Zusammenhang gerissene - Expertenmeinung macht es nicht besser. "Dabei sind Zwänge genau wie soziale Anpassungsstörungen sehr häufig in Verbindung mit extremer Intelligenz zu finden", weiß Karsten Otto, Vorstand des Vereins Hochbegabtenförderung. Für diesen Zusammenhang gibt es meines Wissens keinen wissenschaftlichen Beweis.

http://www.t-online.de/eltern/gesundheit/ads/id_75998678/hochbegabt-adhs-asperger-tobias-ist-schlau-und-einsam.html

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