Ja, es gibt Eltern, die in Tränen ausbrechen, wenn ihr Kind beim Intelligenztest nur durchschnittlich abschneidet, wenn das Kind entgegen der Erwartung seiner Eltern doch nicht hochbegabt ist. Diese Eltern glauben wahrscheinlich, dass sie durch die Hochbegabung ihres Kindes in der sozialen Hierarchie der Eltern aufsteigen. Dass sie dadurch angesehener werden, Beachtung finden, von anderen beneidet werden.
Oder sie glauben, dass ihr Kind durch die Hochbegabung auf der „Gewinnerstraße“ gelandet ist und von nun als tollstes, bestes, erfolgreichstes Kind durch Leben gehen wird. Natürlich ohne die geringsten Probleme.
Diese beiden Denkweisen sind schädlich, zuallererst für das Kind, aber auch für die Eltern. In beiden Fällen wären Information, Beratung und Begleitung sinnvoll und hilfreich, um ein realistisches Weltbild und ein gesundes Bewusstsein fürs Elternsein zu entwickeln. Doch diese Eltern gehen selten zum Psychologen, denn sie sind davon überzeugt, dass sie eh alles richtig machen.
Es gibt aber auch Eltern, die in Tränen ausbrechen, wenn sie erfahren, dass ihre Kinder hochbegabt sind. Das sind dann meist jene Eltern, die sich schon zum Thema informiert haben, denen bewusst ist, dass Hochbegabung nicht immer heißt „in allem mühelos der Überflieger sein“ sondern oft auch eine besondere Herausforderung ist. Meistens dann, wenn die Umgebung des Kindes – Eltern, Familie, Kindergarten, Schule, Freunde – nicht willens oder nicht in der Lage ist, auf die individuellen Bedürfnisse des hochbegabten Kindes einzugehen.
Für diese Eltern ist Beratung nützlich – nicht, damit sie alles richtig machen und ihr hochbegabtes Kind optimal fördern – sondern damit sie gemeinsam mit ihrem Kind ihren persönlichen Weg finden.
Der folgende Artikel (coaching-fuer-eltern-unser-sohn-wird-mal-hochbegabt) handelt nur von den erstgenannten Eltern („ach wie toll wäre ich, hätt´ ich nur ein hochbegabtes Kind“) und lästert über alle möglichen Beratungsangebote. Keine Frage: Auch mit „Hochbegabung“ werden Geschäfte gemacht, auch in diesem Bereich arbeiten „unlautere“ Therapeuten und Berater. Und viel, was angeboten wird, ist unnötig.
Doch deswegen sollte man nicht jeglicher „Begabungs-Beratung“ ihre Sinnhaftigkeit absprechen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen