Sonntag, 2. November 2014

Generation Y


Die Augustausgabe von Psychologie Heute resümiert zwei Bücher (s.u.) über die Generation Y. Damit sind die Menschen gemeint, die nach 1980 bzw. 1985 geboren wurden, also mit allen „Segnungen“ der modernen (digitalen) Technik aufgewachsen sind. Warum sie Generation Y heißen? Y wir als Why? ausgesprochen und bedeutet dann „warum?“ - das verweist auf das kritische Hinterfragen, das für diese Generation typisch sein soll. (Habe ich selber noch nicht beobachtet...) Die Generation davor heißt übrigens Generation X, alle ab 1999 Geborenen Generation Z.

Obwohl die Fortschritte – allem voran die Gleichberechtigung der Frau bzw. die vielfältigen Möglichkeiten, die Frauen heute haben, aber auch die Wichtigkeit von Familie und Freizeit – durchaus gewürdigt werden, kommt die Autorin zu folgendem Schluss: „Sie gehen, wenn es ihnen nicht passt. Sie kämpfen nicht, weil sie dazu keine Lust haben. Sie wollen Spaß, was sich die andern wünschen, ist egal. Eine Grundhaltung, die womöglich nicht nur auf die Arbeitswelt begrenzt ist, sondern auch im Privatleben ausgelebt wird. Dieser Gedanke drängt sich mir zumindest immer wieder beim Lesen auf – und lässt mich frösteln.“

Diese Grundeinstellung lässt auch mich frösteln, wenn nicht sogar schlimmer … Denn für mich klingt das ziemlich egoistisch: „Hauptsache, mir passt es. Alle anderen und alles andere ist mir egal. Und wenn das wem nicht passt, kann er/sie ja gehen.“

Ohne hier jemanden beleidigen zu wollen, klingt das für mich sehr nach der Weltsicht eines Kleinkindes: Kleine Kinder sehen sich als Mittelpunkt ihrer Welt und sie stinkesauer, wenn die anderen da nicht mitmachen. Beleidigt sein und Wutanfall kommen zur Verteidigung der kindlichen Weltsicht zum Einsatz. Nur galt es bislang als Entwicklungsaufgabe, diese Weltsicht zugunsten einer anderen, „erwachsenen“ Weltsicht aufzugeben. Wobei sich die reifere Weltsicht dadurch auszeichnete, dass sie auf anderen Menschen Rücksicht nehmen kann, Frustrationen aushalten kann und zugunsten langfristiger Ziele auf kurzfristige „Annehmlichkeiten“ verzichten kann.

Sollte das nun nicht mehr gelten?



PS: Philosophischer gesehen stellt sich die Frage, inwieweit individuelles Glück machbar ist, ohne sich als Teil einer größeren Gruppe zu verstehen. Oder zugespitzter formuliert: Kann man glücklich sein, wenn rundherum die Welt in Brüche geht?



Kerstin Bund: Glück schlägt Geld. Generation Y: Was wir wirklich wollen. Murmann, Hamburg, 2014.

Ursula Kosser: Ohne uns. Die Generation Y und ihre Absage an das Leistungsdenken. DuMont, Köln, 2014.

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