Mittwoch, 20. Mai 2015

Überflieger und Underachiever

Heute bin ich über einen Artikel gestolpert, der eine etwas andere Position zum Thema „Hochbegabte in der Schule“ einnimmt.

Der Psychologe Detlev Leutner geht in diesem Interview von den Überfliegern aus – also von jenen Kindern, die in den ersten Schuljahren sehr gute Schulnoten haben.

Er teilt sie in zwei Gruppen:

Die extrinsisch motivierten Kinder, die viel lernen und sich für die guten Noten durchaus auch anstrengen. Manche tun das aus eigenen Antrieb, andere weil sie von den Eltern dazu angehalten werden. Bei vielen dieser Kinder käme es im Gymnasium früher oder später zu einem Leistungseinbruch, weil die Inhalte zu viel und zu schwierig werden und die Kinder daher kognitiv überfordert sind. Außerdem bleibt bei Jugendlichen eben weniger Zeit zum Lernen, weil andere Lebensbereiche wichtiger werden.

Die intrinsisch motivierten Kinder, die begeisterungsfähig und neugierig sind und deswegen die Inhalte des Unterrichts aufnehmen und verstehen. Das wären eben die hochbegabten Kinder. Auch bei ihnen kann es zu einem Leistungsabfall kommen, der aber nur durch die Verlagerung der Interessen auf andere Gebiete zurückzuführen wäre.



So weit so gut. Nur: Hat der Autor noch nie von Underachievern gehört, also von hochbegabten SchülerInnen, die es - obwohl sie motiviert sind und sich anstrengen – einfach nicht schaffen, die geforderten Leistungen zu bringen? Oer von jenen, die aus purer Langeweile jegliches Interesse an der Schule verlieren? Jedenfalls gibt es nachweislich hochbegabte Kinder, die „notentechnisch“ nicht nur bis ins Mittelfeld abrutschen, sondern sogar eine Klasse wiederholen müssen oder „vom Gymnasium fliegen“.



So einfach wie es der Artikel weismachen will – die Hochbegabten mit den schlechten Noten strengen sich halt nicht an – ist es leider nicht. Um ausgezeichnete Schulleistungen zu erreichen, brauchen hochbegabte Kinder ein gutes schulisches Umfeld, das sie ihren Begabungen entsprechend fördert. d.h. Die Verantwortung liegt nicht (nur) beim Schüler, sondern v.a. auch bei der Schule!






PS: Es gibt einige Kriterien, die es erlauben, extrinisch und intrinsiche motivierte Kinder zu unterscheiden. Nachzulesen z.B. auf Seite 40 der folgenden Broschüre: http://kreativakademien-noe.at/images/uploads_pdf/A._Richter,_Hochbegabung-Information_f%C3%BCr_Lehrer.pdf

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