Dienstag, 8. Juli 2014

Oma Honorar

Kinderbetreuungskosten für Kinder unter 10 Jahren sind ja seit einigen Jahren steuerlich absetzbar. Dazu erschien in der Badner Zeitung eine Kolumne, und was darin vorgeschlagen wird, verstehe ich irgendwie nicht: Auch die Betreuung durch Familienangehörige kann abgesetzt werden, wenn diese nicht im gleichen Haushalt wie das betreute (Enkel-)Kind wohnen. Die Kolumne schlägt nun vor, dass die Großmutter eine Rechnung über maximal 6.900€ (pro Kind sind 2.300€ möglich) schreibt. Bis zu dieser Höhe fällt nämlich keine Einkommenssteuer/Sozialversicherungspflicht an, wenn kein anderes Einkommen bezogen wird.

So können die Eltern diese 6.900€ absetzen und sich so zwischen 2.500€ und 3.450€ ersparen.

Sollen die Eltern wirklich an die Oma zahlen? Dann freut sich zwar die Oma übers Geld, aber insgesamt ergibt es dann doch ein Minus in der Familienkasse. Und meines Wissen haben Omas bisher ihre Enkelkinder gratis betreut ;-).

Oder soll es eine fiktive Rechnung sein? Dann war das sicher nicht so geplant, denn wieso sollte man einen steuerlichen Vorteil für etwas bekommen, was man nicht bezahlt hat? Das fällt dann für mich unter „Sozialbetrug“.

Irgendwie finde ich es seltsam, dass vieles, was früher im sozialen Netzwerk "umsonst geleistet" wurde, jetzt vermehrt nur mehr gegen Geld zu bekommen ist. Natürlich haben diese Leistungen eine hohen Wert und sollten auch "vergütet" werden, aber muss mn deswegen alles an professionnelle Organisationen auslagern? Kann man die Arbeit, die in den Familien und sozialen Netzwerken geleistet wird, nicht sichtbar machen, wertschätzen und abgelten? Ich persönlich bin davon überzeugt, dass sehr vieles in unserer Gesellschaft nicht funktionieren würde, wenn es nicht viele Mütter (und einige Väter) gäbe, die als Babysitter, "Kinder-Taxi", beim Kuchenbacken für den Elternsprechtag, beim Aussortieren der Flohmarktware, beim Verkaufen beim Weihnachtsbasar usw. usf. zur Verfügung stehen.



Was ich übrigens an der gesetzlichen Konstruktion zu den Kinderbetreuungskosten nicht verstehe: Wieso sich gerade Besserverdiener mehr ersparen können! Kinderbetreuung kostet doch für jeden gleichviel!

PS: Eine gute Übersicht zur steuerlichen Absetzbarkeit von Kinderbetreuung findet man hier: http://www.zweiundmehr.steiermark.at/cms/beitrag/11685029/47507022/

Wieviel Geld man sich bei welchem Einkommen tatsächlich „ersparen“ kann, habe ich aber nirgends gefunden.

Die Oma muss übrigens einen 8stündigen "Oma-Kurs" besuchen, damit ihre Honorare steuerlich absetzbar sind.

PPS: Musikschulbeiträge können steuerlich abgesetzt werden.

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