Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr
Kind in der Schule über- oder unterfordert ist, sprechen sie mit
dem Lehrer/ der Lehrerin.
Im Idealfall antwortet der Lehrer: „Ja,
das ist mir auch schon aufgefallen.“ oder „Ja, das habe ich mir
auch schon gedacht.“ Und: „Ich könnte dieses und jenes
vorschlagen, um die Situation für Ihr Kind zu verbessern.“ Oder
auch: „Ich weiß noch nicht genau, was wir da machen können, aber
ich werde nachdenken und etwas finden.“ und: „Bleiben wir in
Kontakt, damit Ihr Kind wieder Freude an der Schule hat.“ Alles
gut, Problem gelöst, Eltern und Kind zufrieden.
Wenn das Gespräch nicht so gut läuft,
antwortet der Lehrer: „Nein, was Sie nicht sagen. Ich sehe da
überhaupt kein Problem.“ Oder „Das kann schon sein, aber in der
Klasse sind so viele schlimme/ ausländische/ verhaltensauffällige/
lernschwache Kinder, dass ich unmöglich auf Ihr Kind auch noch
Rücksicht nehmen kann.“ Oder „Wenn Sie nicht zufrieden sind,
können Sie Ihr Kind ja in eine andere Schule schicken.“
Nichts ändert sich, kein Problem ist
gelöst, die Eltern sind – je nach Temperament – resigniert bis
wütend.
Der nächste Schritt ist das Gespräch mit der Schulleitung. Wie beim Gespräch mit dem Lehrer besteht eine gewisse Chance, dass sich was ändert – aber nur, wenn die Schulleitung genug Engagement und Mut hat, bei dem Lehrer, ev. auch gegen seinen Willen, Verbesserungen einzufordern (wobei sich die Frage stellt, wieso die Schulleitung das tun und sich damit den Lehrer zum Feind machen sollte...). Ändert sich nichts, kommt Schritt 3: Das Gespräch mit dem Bezirksschulrat. Dieser wird mit der Schulleitung Rücksprache halten... also zurück zu Punkt 2.
Haben Eltern und Kind Glück, wird die Situation besser. Haben sie Pech, bleibt alles beim Alten. Doch es ist durchaus möglich, dass alles schlimmer wird: Wenn nämlich das Kind dafür büßen muss, dass sich seine Eltern beschwert haben (ja, das gibt es wirklich, auch wenn man es kaum glauben mag).
Für mich ist es bedenklich, dass
Eltern keinerlei Möglichkeit haben, einen Lehrer dazu zu „bringen“,
seine gesetzlichen Pflichten – und differenzierter Unterricht ist
ein gesetzliche Pflicht! - zu erfüllen. Wenn der Lehrer es nicht machen
will, dann macht er es nicht. Punkt und Ende. Mir fällt kein anderer
Lebensbereich ein, indem man einer Situation derart hilflos
ausgeliefert wäre. Und ich sehe auch nicht ein, wieso die Kinder und
Eltern diese Versäumnisse ausbaden müssen, indem sie z.B. die
Kinder in eine andere Schule schicken.
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