Nicht uninteressant: Eine großangelegte Meta-Studie zeigte, dass der IQ mit der Stellung in der Geschwisterreihe leicht abnimmt. Dass also Erstgeborene in IQ-Tests ein höheres Ergebnis erreichen als (ihre) jüngeren Geschwister. Das wurde sowohl innerhalb von Familien als auch „quer“ über alle Familien berechnet.
Als Erklärung wird angeboten: Ältere Geschwister erklären jüngeren „die Welt“ und müssen dabei ihr eigenes Wissen strukturieren und abrufen. Das würde ihre Intelligenz steigern.
Im Zuge der Studie wurde auch die „Selbst-Einschätzung“ in Bezug auf Intelligenz verglichen – auch hier schneiden die jüngeren Geschwister „schlechter“ ab. Das erscheint mir ziemlich logisch: Schließlich haben sie ihre ganze Kindheit (und auch später noch) die älteren Geschwister „vor der Nase“, die schon so viel mehr können und wissen – und mit diesem Vorsprung vielleicht auch noch angeben.
Es wurde auch der Einfluss der Stellung in der Geschwisterreihe auf eine Reihe anderer Persönlichkeitsmerkmale getestet. Entgegen der landläufigen Meinung konnten aber keine Einflüsse auf Variablen wie „Extraversion, emotionale Stabilität, Gewissenhaftigkeit“ gefunden werden.
Ich frag mich dann immer nur, welchen praktischen Nutzen wir als Gesellschaft aus solchen Erkenntnissen ziehen (die Erkenntnis zwischen Zusammenhang „Geschwisterreihe und IQ“ ist übrigens auch gar nicht neu, das wurde schon mehrmals nachgewiesen). Im Endeffekt sagt der IQ nicht über Erfolg, Leistung und Lebensglück aus... Und daran, dass ältere Geschwister jüngeren die Welt erklären, lässt sich nichts ändern. (Wenn diese Erklärung zutrifft, müsste der Effekt bei Geschwistern, die einen sehr großen Altersunterschied haben, geringer sein, weil die Kinder dann einfach weniger Zeit miteinander verbringen). Was sich vielleicht ändern lässt, ist die tendenziell schlechtere Selbsteinschätzung der jüngeren Geschwister.
Abstract in englisch: http://www.pnas.org/content/early/2015/10/14/1506451112
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