So wie überall wird offensichtlich auch in der Schweiz eifrig bei den öffentlichen Ausgaben gespart. Eine Einsparung im Kanton Bern betrifft die Förderung hochbegabter SchülerInnen. Mit der Begründung "es wurden nur rund 50% der Mittel, die zur Vefügung gestellt wurden, abgerufen" wurden die Mittel nun um die Hälfte gekürzt.
Grundsätzlich sollten allen Gemeinden in den letzten Jahren für ihre Schulen ein Programm zur Förderung hochbegabter Kinder ausarbeiten. Nur kamen nicht alle Gemeinden dieser Aufforderung nach. Eine Begründung dafür war: "Bei uns gibt es halt keine hochbegabten Kinder." Statistisch gesehen ist das Schwachsinn - denn unter 100 Schulkindern finden sich 2 Hochbegabte (und mehrere andere überdurchschnittlich begabte Kinder).
Aber: Wer nicht nach ihnen sucht, findet sie vielleicht nicht. Denn nicht alle hochbegabten SchülerInnen sind auf den ersten Blick als solche erkennbar. Stichwort: Minderleister/ Underachiever d.h. die aktuellen (Schul-)Leistungen bleiben deutlich hinter den Leistungen zurück, die aufgrund der Intelligenz möglich wären.
Außerdem bietet der normale Schulstoff nicht besonders viele Möglichkeiten, Hochbegabung zu zeigen - dies gilt besonders für jene Kinder, die außergewöhnliche Interessen haben bzw. in Bereichen begabt sind, die in der Schule weniger Wichtigkeit haben (z.B. Raumvorstellung, Kreativität...). Oft hängt das Erkennen von Hochbegabung mit der Offenheit und dem Wissen der jeweiligen Lehrkräfte (und Eltern) zusammen.
Ein anderes Argument: "Die hochbegabten Kinder machen eh nicht mit bei den speziellen Angeboten, die wollen nicht auffallen."
Nun, das liegt wohl daran, dass die Angebote nicht zu den Kindern passen. Und es sollte ja auch nicht so sein, dass die hochbegabten Kinder "aussortiert" werden und eine Sonderstellung erhalten (was zu Neid und Mobbing führen kann), sondern es soll ihnen ermöglicht werden, ihre Fähigkeiten weiter auszubauen. Und zwar in einem Rahmen, der für sie passt. Vielleicht muss man die Zielgruppe größer machen und nicht nur "getestet hochbegabte" reinnehmen.
Das dritte Argument, das vorgebracht wird, ist: "Wir haben keine Fachkräfte für die Förderung hochbegabter SchülerInnen." Natürlich ist es wichtig, dass es Spezialausbildungen zur Förderung hochbegabter Kinder gibt. Aber aus meiner Sicht ist die Absolvierung einer solcher Ausbildung nicht unbedingt nötig, um den Unterricht so zu gestalten, dass er auch für hochbegabte Kinder passt.
Man muss die Latte nicht höher legen, man muss kein "Geheimwissen" draus machen.
Gerade in der Volksschule ist ein offener, differenzierter Unterricht oft ausreichend, um auch hochbegabten Kindern gerecht zu werden. Also: Aufgaben in unterschiedlichen Schwierigkeiten anbieten, mit Wochenplänen arbeiten um Selbstdisziplin zu steigern, offene Lernformen nutzen, Projekte durchführen, Kindern die Möglichkeit geben, ihren Lernfortschritt selbst zu erkennen (wer es kann, braucht es nicht noch mal zu üben) - und, vor allem: Den Kindern zuhören und aktiv warhnehmen, was von den Kindern kommt. Gerade hochbegabte Kinder lernen selbstbestimmt und selbstmotiviert, wenn man sie lässt und ihnen die Möglichkeiten zur Verfügung stellt.
Und die zur Verfügung gestellten Mittel kann man z.B. für den Ankauf von Materialien (Computer mit Internetzugang für Recherchen, Sachen zum Experimentieren & zum Werken, Sachbücher, Museumsbesuch etc.) und für niederschwelligen Informationsveranstaltungen für Lehrer und Eltern einsetzen.
Diese Maßnahmen kämen dann nämlich nicht nur den hochbegabten Kindern zu gute!
Link zum Artikel aus "Der Bund" http://www.derbund.ch/bern/kanton/das-stiefkind-begabtenfoerderung/story/28796724
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