Ausgehend von den letztens hier besprochenen Bildungsplänen der Industriellenvereinigung (Nach der Reform ist vor der nächsten Reform) stelle ich mir - wieder einmal - die Frage, was Schule unseren Kindern beibringen soll. Oder: Wie unsere Kinder sein sollen, wenn sie aus der Schule ins Leben entlassen werden.
Was mir dabei persönlich wichtig ist, ist die Balance zwischen Wissen und Persönlichkeit: Auf der einen Seite dient Schule ohne Frage der Vermittlung von Grundkenntnissen in verschiedenen Bereichen. Hier spielt sie die Rolle eines „Türöffners“, der SchülerInnen mit unterschiedlichen Bereichen in Kontakt bringt und ihnen jeweils ein gewisses Grundlagenwissen vermittelt. Dieses Wissen ist meiner Meinung nach wichtig, um sich in der Welt zurechtzufinden und sich als historischen und politischen Menschen in den entsprechenden Zusammenhängen zu begreifen. Und dazu gehören für mich auch Fächer wie Geschichte, Geografie und Religion.
Auch die sogenannten kreativen Fächer - also Musik, Werken und Bildnerische Erziehung - ermöglichen den SchülerInnen Erfahrungen zu sammeln, die sonst in dieser Form nicht allen zugänglich wären. Außerdem ermöglicht ein Basiswissen auch hier ein besseres Verständnis der musikalischen und bildnerischen Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen.
Die kreativen Fächer dienen aber, neben der Wissensvermittlung, auch der „Selbsterfahrung“: Die SchülerInnen können hier - wenn der Unterricht gut gestaltet ist - in Kontakt mit ihrer individuellen Kreativität kommen und sich als „Schaffende“ erleben.
Diese persönlichkeitsbildende Aufgabe fällt aber eigentlich allen LehrerInnen zu: In meiner Vorstellung vom Schulsystem (der Zukunft) sind sie nicht nur Wissensvermittler - und die meisten LehrerInnen würden wohl die Unterstellung, dass ihre einzige Aufgabe die Vermittlung und das Abprüfen festgelegter Inhalte ist, sowieso heftig von sich weisen. Neben der Vermittlung des Lernstoffes sind sie ständig auch ein Vorbild für die Kinder: Wie sie mit ihren SchülerInnen umgehen, wie sie mit ihren Kollegen umgehen, welchen Kommunikations- und Diskussionsstil sie pflegen, wie viel sie ihren SchülerInnen zutrauen, wie sie mit eigenen Fehlern umgehen usw.
Wenn LehrerInnen aber auch eine entscheidende Rolle in der Persönlichkeitsentwicklung ihrer SchülerInnen haben - und diese Rolle fällt ihnen schon allein durch die vielen Stunden zu, die sie mit den SchülerInnen verbringen - dann sollte man LehrerInnen auch dafür ausbilden.
PS: Eine umfassende Bildung der Persönlichkeit ist m.E. übrigens nur in Verbindung mit einer umfassenden Wissensvermittlung notwendig, denn schließlich braucht der Geist „Input“, aus dem er lernen kann und an dem er sich erproben kann. So vermittelt z.B. jedes literarische Werk Einblick in die Sichtweise, das Erleben eines anderen Menschen.
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