Samstag, 14. Februar 2015

Was vom Film alphabet bei mir hängen blieb … absolut subjektiv!

Ich wollte mir den Film schon lange anschauen, habe es aber nie geschafft. Gestern Abend war es dann soweit – alphabet lief im Fernsehen.
Am Anfang fand ich den Film etwas befremdlich, und ich brauchte eine Zeitlang, um „reinzukommen“. So fand ich es erstaunlich, dass es in China selbst auch Kritik am Leistungsdenken gibt. Bemerkenswert die Aussage, dass durch diesen frühen Drill zum schulischen Faktenlernen die „chinesischen Kinder an der Startlinie gewinnen aber im Ziel verlieren.“ Gemeint ist, dass sie als Kinder und Jugendliche mehr können als die SchülerInnen in anderen Ländern (China erzielt im PISA-Test hervorragende Resultate), aber nicht für das Leben in einer Welt vorbereitet sind, in der man flexibel und kreativ sein muss.
Ähnliches gilt wohl - wenn auch in abgeschwächter Form – für unzählige andere SchülerInnen auf der ganzen Welt...

Eine Nebenbemerkung ist hängengeblieben: Mehrere chinesische Lern- und Nachhilfeinstitute notieren an amerikanischen Börsen, weil sie überaus erfolgreich sind. Bildung als big business. (Der Aspekt von Bildung als Wirtschaftsfaktor ist irgendwie untergegangen im Film, oder ich habe es nicht mitgekriegt...).

Zurück in Europa: Wettbewerb für zukünftige Top-CEOs. Bei ihrem Anblick und beim Anhören ihrer Präsentationen liefs mir kalt den Rücken hinunter – überheblich, unmäßig von sich selbst überzeugt, dabei seelenlos – so kamen mir die alle vor.

Dann natürlich auch Gerald Hüther und natürlich Arno und André Stern, eh klar. Keine Diskussion über Bildung ohne die beiden.
Arno Stern war natürlich im „Malort“ zu sehen (hat er ja erfunden) und anschließend zeigte er einige der Bilder, die in den letzten Jahrzehnten im Malort entstanden sind (er besitzt nach eigenen Aussagen etwa 50.000 Bilder!). Er zeigte, dass sich die Bilder der Kinder seit etwa 10 Jahren „substantiell“ verändert haben: Vorher hätten die Kinder das Angebot des Malortes als Spiel nützen können – als freien Raum, wo keinerlei Anforderungen gestellt werden, wo jeder Mensch sich beim Malen frei entfalten kann. Diese Dimension des „Spiels“ wäre auch in den Bildern sichtbar, die eine Art Lebensenergie ausstrahlen, die zeigen, was die Kinder bewegte und beschäftigte. Dies hätte sich in den letzten Jahren geändert – dazu zeigte er einige sehr geometrische, ernst wirkende Bilder – hier hätten die Kinder nicht gespielt, sondern vorgegebene Formen, Muster und Bilder reproduziert.



Ich bin nicht sicher, ob man diese Dimension des „freien Spiels, des freien Ausdrucks“ am fertigen Bild festmachen kann. Ich glaube eher, dass es auf die „Versunkenheit“ ankommt, auf das Eintauchen in den kreativen Prozess, auf das Erreichen diesen Zustandes, wo der Mensch ganz in sich ruht und mit seiner Mitte verbunden ist.

Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass es heutzutage bereits Kindern schwerfällt, in diesen Zustand einzutauchen – den man natürlich nicht nur beim Malen, sondern auch beim Spielen, Musizieren, Gärtnern, Lesen, Basteln, Schaukeln, Laufen usw. erreichen kann – dann tun mir diese Kinder leid, denn sie werden um eine wichtige Erfahrung betrogen.
Und ich mache mir Gedanken, welche Auswirkungen das auf ihr späteres Leben hat. Schließlich sind sie die Generationen, die z.B. den Klimawandel in den Griff kriegen sollten.

PS: Gebannt am Fernseher kleben oder völlig gefangen ein Computerspiel spielen ist nicht die „Versunkenheit“, die ich meine ;-))).

PPS: Offizielle Website von Arno Stern, mit dem Trailer von Alphabet: http://www.arnostern.com/de/index.html

Wer Lust bekommen hat, frei und unbeschwert zu malen, kann sich gerne bei mir melden – ich kann Material, Raum und Begleitung anbieten ;-).

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