Meine Erwartungen an das Buch waren ziemlich hoch – schließlich hatte ich mitbekommen, dass es wochenlang auf den Bestsellerlisten war. Leider konnte mich das Buch nicht richtig fesseln – ich fand den Stil von Anfang bis Ende seltsam. Warum schreibt man ständig Damen und Herren statt Männer und Frauen - das kam mir so vor, wie man das manchmal Kindern sagt: „Sag nicht Frau, das ist unhöflich, sag Dame!“ Auch die direkte Anrede des Lesers – z.B. „wir sagen Ihnen nicht, wie diese Fachrichtung heißt, damit Sie keine Angst bekommen“ oder „wir hätten Ihnen früher erklären müssen“, oder „Sie fragen sich sicher“ - fand ich mühsam und unnötig. Wenn das dem Stil Frische verleihen soll, hat es bei mir nicht geklappt...
Das Buch konnte mich nicht in seinen Bann ziehen, denn auch inhaltlich bot es mir keine besonderen Neuigkeiten. Hector sammelt auf einer Reise um die Welt (wieso werden die USA das Meist-Land genannt?) Lektionen zum Glück. An und für sich eine ganz gute Idee, doch irgendwie wirkt es sehr platt. z.B. Glück ist, mit den Menschen zusammen zu sein, die man liebt. Oder: Glück ist, wenn es der Familie an nichts mangelt. Oder: Vergleiche anzustellen ist ein gutes Mittel, sich sein Glück zu vermiesen.
Auch war die „Vermischung“ von Psychopharmaka, Psychotherapie, EEG usw. mühsam – es ist klar, dass dies alles mit Glück zu tun haben kann, aber alles wird nur kurz angerissen (Warum muss man statt EEG großes Gerät schreiben? Wie dumm sind die Leser?)
Für meine Begriffe wirkt das ganze Buch viel zu konstruiert, zu wenig lebendig, es verfolgt sein Ziel viel zu offensichtlich.
Einzig und alleine das allerletzte Kapitel – die fünf Familien des Glücks – fand ich bemerkenswert, denn sie helfen, das „Glück“ ein bisschen zu ent-mystifizieren und auf Alltagsgröße herunter zu brechen:
- Das „lebendige Glück“ – wenn wir feiern, das Leben genießen, uns freuen.
- Das „nützliche Glück“ - wenn wir eine Aufgabe erfüllen, die nützlich ist und uns Spaß macht, wenn wir darin aufgehen.
- Das „So soll es bleiben Glück“.
- „Glück ist eine Sichtweise“ - das Positive sehen, schädliche Denkweisen (z.B. Vergleiche) loslassen.
- Das „Ich bin mit anderen Menschen verbunden und für diese Menschen da“- Glück.
Diese Liste finde ich gut, denn sie bietet Kompensationsmöglichkeiten – z.B. auch wenn ich gerade keine nützliche Beschäftigung habe, kann ich versuchen, das Positive nicht zu übersehen. Oder versuchen, für andere Menschen da zu sein. (Obwohl es da natürlich Grenzen gibt: Hat man kein Geld, kann man schwer das Leben genießen...)
Insgesamt aber Buch aus der Kategorie: „Naja, war nicht so toll.“ Wird bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Alle Lektionen zum Nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Hectors_Reise