„Kinder brauchen böse Eltern“ - dieser Buchtitel ist mir unlängst unter die Augen gekommen. Das musste ich genauer wissen, doch leider hat das Buch meine Erwartungen nicht erfüllt.
Objektiv gesehen ist schon der Titel falsch: Kinder brauchen keine BÖSEN Eltern, die ihnen Schlimmes antun, sondern sie brauchen Eltern, die sich ausreichend von ihren Kindern abgrenzen und auch ein Nein oder eine Grenze durchsetzen und die damit verbundenen Konflikte aushalten können.
Es ist dem Autor aber hoch anzurechnen, dass er Dinge anspricht, die sonst weitgehend verschwiegen werden: Nämlich dass die Vorstellung, Familienleben müsse immer harmonisch verlaufen, eine absolut unrealistische Erwartung ist, mit der sich Eltern im Alltag selbst überfordern: Im Zusammenleben von Eltern und Kindern gab und gibt es immer Konflikte. Wünsche und Bedürfnisse der unterschiedlichen Generationen sind eben nicht die gleichen. In der modernen, westlichen Gesellschaft werden diese Konflikte verdrängt – es darf sie nicht geben, weil das harmonische Familienleben zum Statussymbol erhoben wurde und daran Erfolg und Misserfolg gemessen werden.
Der Autor spricht auch an, dass negative Gefühle – auch gegenüber den eigenen Kindern – nicht schlecht oder böse sind, sondern auch zum „Erziehungsprozess“ gehören. Viele Eltern plagt die Angst, dass ihre Erziehungs“versuche“ scheitern könnten, und fast alle Eltern sind der „wilden Triebhaftigkeit“ ihrer eigenen Kinder schon fassungslos und hilflos gegenüber gestanden. Man denke nur an die Trotzphase...
Nur traut sich niemand, das öffentlich zuzugeben, weil viele Mütter und Väter Angst haben, dann als „Rabeneltern“ abgestempelt zu werden.
So wächst eine unbewusste Ansammlung negativer Gefühle, die irgendwann Eltern explodieren lässt. Oft zu einem nichtigen Anlass....
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